Netzhelden | Schwaben in Berlin – Ein Betroffenenbericht

Klischee trifft Realität

Berlin ist mulitikulturell und weltoffen. Vorurteile haben da nichts zu suchen. Dennoch gibt es sie, gern auch für Zugezogene aus dem Süden Deutschlands. Aber gibt es den „Schwabenhass“ wirklich? ze.tt-Redakteur Till Eckert erzählt als gebürtiger Schwabe von seinen Erfahrungen nach einem Monat in Berlin.

Schwaben in Berlin

Seit einigen Wochen lebt und arbeitet ze.tt-Redakteur Till Eckert in Berlin. Von seiner Heimat Dettingen am Albuch hat er seinen Weg in die Hauptstadt angetreten. Bereits an seinen ersten Abenden in Berlin hat er eine Entdeckung gemacht: Der sogenannte „Schwabenhass“ ist kein Mythos. Zahlreiche Vorurteile gegen die Süddeutschen haben sich in den Köpfen der Großstädter festgesetzt. Damit hat Till Eckert nicht gerechnet.

Ich dachte eher: Das ist so ein Gag. Diese Vorurteile sind natürlich bei uns im Süden nicht so krass präsent, weil wir auch einfach nicht vor Ort sind. – Till Eckert von ze.tt

Ist der Schwabenhass wirklich neu?

Doch was Till Eckert beschreibt, ist kein Einzelfall. Schätzungen nach leben rund 300.000 Schwaben in Berlin. In der Hauptstadt kam es in den letzten Jahren immer wieder zu Aktionen gegen die sogenannte „Schwabeninvasion“. 2013 wurde zum Beispiel ein Denkmal des Philosophen G.W.F. Hegel in Berlin-Mitte von der Initative „Schwaben ausbürgern“ mit Currywurst verunstaltet. Hegel war gebürtiger Stuttgarter.

Das haben die Schwaben nicht auf sich sitzen lassen. Im selben Jahr verzierte eine Gruppe von schwäbischen Spaß-Aktivisten eine Käthe-Kollwitz-Statue, um den Anspruch auf einen autonomen schwäbischen Bezirk in Berlin geltend zu machen. Dieser sollte rund um den Prenzlauer Berg angesiedelt sein, denn vor allem dort tummeln sich die Süddeutschen in Berlin.

Gängige Vorurteile

Geizig, hochnäsig und langweilig. Das sind nur drei der gängigen Klischees, die in Bezug auf Schwaben häufig auftauchen. Doch diese gelten nicht nur in Berlin.

Die Vorurteile folgen einer Logik, die man, wie bei anderen Vorurteilen auch, nicht so wirklich verstehen kann. – Till Eckert

Auch die Berliner Zeitung Tagesspiegel brachte die gängigen Antipathien noch einmal auf den Punkt. Schwaben gelten als „Mietpreistreiber und Speerspitze der Gentrifizierung“. Dies sei vor allem auf einen nicht näher definierten Neid zurückzuführen. Belegen lässt sich das allerdings nicht.

Um andere Schwaben vor dieser Voreingenommenheit zu bewahren und auch den Berlinern die Augen zu öffnen, hat Till Eckert seine Erfahrungen niedergeschrieben. Darüber hat er mit detektor.fm-Moderatorin Sara Steinert gesprochen.

In Berlin schwenkt Toleranz gerne mal in eine „Ist mir egal“-Haltung um. Ab dem Moment ist das Ganze dann nicht mehr so toll.Till Eckert 

Redaktion