Neue Richtlinie zur Blutspende von Schwulen

Ein Jahr Zölibat

Jahrelang durften homosexuelle Männer in Deutschland kein Blut spenden. Erst jetzt erlaubt es die Bundesärztekammer, aber nur, wenn der Spender zwölf Monate lang keinen Geschlechtsverkehr mit Männern hatte.

Blutspende unerwünscht

Männer, die Sex mit Männern haben, sind bisher lebenslang pauschal von der Blutspende ausgeschlossen. Nun gilt eine neue Regel. Tatsächlich geändert hat sich aber wenig. Denn Schwule, die Blut spenden möchten, dürfen vorher zwölf Monate keinen Sex mit Männern haben. Faktisch dürfen also die meisten Schwulen weiterhin kein Blut spenden.

Neue Richtlinie, alte Kritik

Die Änderung ist in der „Richtlinie zur Gewinnung von Blut und Blutbestandteilen“ festgehalten und unter der Federführung der Bundesärztekammer und des Paul-Ehrlich-Instituts entstanden. Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) kritisiert die neue Richtlinie. Er stört sich daran, dass schwule Männer pauschal zu einer Risikogruppe zusammengefasst werden. Denn das konkrete Sexualverhalten spielt keine Rolle. Außerdem sei es unrealistisch, davon auszugehen, „dass ein gesunder homosexueller Mann ein Jahr lang zölibatär leben kann und wird, um dann endlich Blut spenden zu dürfen“, so Axel Hochrein vom LSVD.

Kein Versehen, sondern Absicht

Eine Stellungnahme der Ärztekammer weist explizit darauf hin, dass homosexuelle Männer „faktisch von der Blutspende ausgeschlossen sind.“ Begründet wird der Ausschluss damit, dass Schwule häufiger Infektionskrankheiten wie HIV oder Hepatits-C haben. Tatsächlich sind über die Hälfte der HIV-Neuinfizierten homosexuelle Männer.

Warum die neue Richtlinie trotzdem problematisch ist, erklärt detektor.fm-Redakteur Adrian Breda.

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