Neues Schulkonzept: Farben statt Noten

Gelb ist besser als Braun

Ob in der Uni oder im Job, ständig werden wir bewertet. Damit geht es früh los. Stichwort: Noten. Die könnten bald der Vergangenheit angehören, wenn es nach einer Schweizer Schule geht. Statt Noten vergeben die Lehrer dort: Farben!

In deutschen Klassenzimmern geht es in der Regel vor allem um Schulnoten. Bis auf wenige Ausnahmen gilt bis heute das klassische Bewertungssystem von „1 – sehr gut“ bis „6 – ungenügend“.

Über die letzten Jahre ist die Kritik an diesem System jedoch immer lauter geworden. Klassische Noten seien demotivierend und nicht förderlich für die Entwicklung der Kinder, da sie das Leistungspotenzial der Schüler nicht präzise einstufen. Eine Drei kann beispielsweise für einen begabten, aber faulen Schüler stehen. Aber eben auch für einen weniger talentierten, der sich sehr bemüht. In diversen Bundesländern wird den Lehrern daher bereits gestattet, die Schüler zumindest in der Grundschule mit anderen Methoden  zu bewerten.

Farben statt Schulnoten

Eine Grundschule im schweizerischen St. Gallen sorgt jetzt mit einer sehr speziellen Methode für Aufsehen. Um die Leistung der Schüler darzustellen, hat die Primarschule Rotmonten-Gerhalde in den Farbkasten gegriffen. Sie orientiert sich dabei am Wachstum einer Sonnenblume. Von der braunen Erde, in der etwas gedeiht, geht es über Grün und Orange hoch bis zur gelben Blüte.

Die Farben stehen dabei für Etappen auf dem Lernweg. Jede Farbe ist mit einer Wortrückmeldung verbunden: Wer ein Braun bekommt, bei dem klappt noch nicht alles, er braucht noch Hilfe. Schüler mit Gelb beherrschen ein Thema. Die Methode soll die Kinder motivieren, statt sie mit schlechten Noten zu demoralisieren.

Kritik an der Kuschelpädagogik

Befürworter des alten Notensystems befürchten, dass durch die neuen Ideen der Leitungsgedanke abhanden kommt. Sie sind der Ansicht, dass Farben oder Berichte eine vergleichbare Einstufung verhindern.

Viele Eltern bezeichnen das als Kuschelpädagogik. Sie befürchten, dass die Kinder verweichlichen und in Watte gepackt werden. – Marius Ettlinger, Schulleiter in St. Gallen

In der Primarschule will man sich von der Kritik einiger Eltern jedenfalls nicht einschüchtern lassen. Denn die Schüler sind begeistert und die Schulleitung ist von den Ergebnissen des Farbsystems überzeugt:

Ein Kind kann viel mehr mit einer Farbe oder einer Wortrückmeldung anfangen als mit einer nackten Note. – Marius Ettlinger

Marius Ettlinger verantwortet das Projekt als Schulleiter der Primarschule. Im Gespräch mit detektor.fm-Moderatorin Marie Landes erklärt er, wie und warum die Farben funktionieren und ob sich das Konzept auch auf deutsche Schulen übertragen ließe.

Ein Kind, dass immer „Braun“ bekommt, muss wissen, wo es steht.Schulleiter Marius Ettlinger 

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