Physiotherapie: Positionspapier der Union

Bald ohne Arzt zum Physiotherapeuten?

Physiotherapeuten haben kaum eigenen Spielraum bei der Behandlung ihrer Patienten. Genauso wie in anderen Heilberufen sind zudem die Verdienstmöglichkeiten äußerst schlecht. Das soll sich jetzt ändern – wenn es nach der Fraktion von CDU/CSU geht. Was steckt hinter den Reformplänen und welche Bedeutung haben sie für die Praxis?

Erst der Arzt, dann die Therapie

Bevor sie zum Physiotherapeuten können, müssen Patienten hierzulande zunächst einmal ihren Arzt konsultieren. Das ist bei akuten Beschwerden lästig, weil der behandelnde Arzt zum Quartalsende in der Regel weniger spendabel ist. Das hängt damit zusammen, dass die Praxen ein vorgegebenes Budget haben, um Patienten an Therapeuten zu überweisen.

Die Union findet nun: das ist nicht nur lästig, sondern auch ineffizient und teuer. Deswegen fordern die Politiker jetzt eine Reform, um die Stellung von Logopäden, Masseuren oder eben Physiotherapeuten zu verbessern.

Bessere Vergütung erwogen

Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, will die Unionsfraktion Therapeuten zukünftig besser vergüten. Momentan verdienen angestellte Physiotherapeuten im öffentlichen Dienst zwischen 2.100 und 2.700 Euro brutto. Mitarbeiter privater Praxen verdienen so mitunter weniger als den gesetzlichen Mindestlohn.

Branchenverbände beklagen, dass sich durch die schlechte Einkommenssituation viele Praxen auf Privatpatienten konzentrieren, Therapeuten ins Ausland abwandern oder ihren Beruf sogar ganz aufgeben würden. Leidtragende seien vor allem die gesetzlich Krankenversicherten, die zum Beispiel für ihre Behandlungskosten vollständig aufkommen müssten.

Mehr Entscheidungsspielraum für Therapeuten

Geht es nach den Unionspolitikern, sollen sogenannte Heilmittel-Erbringer auch ohne eine Vorgabe des behandelnden Arztes entscheiden dürfen, welche Therapiemaßnahmen für ihre Patienten geeignet sind. Auch der direkte Weg zum Therapeuten – ohne vorherigen Arztbesuch – soll er erprobt werden. Das sei zum Beispiel in den Niederlanden und in Schweden gängige Praxis.

Was steckt hinter den Reform-Vorschlägen und welche Folgen haben diese für die Praxis? Darüber hat detektor.fm-Moderatorin Teresa Nehm mit Andrea Rädlein gesprochen. Sie ist Vorsitzende des Deutschen Verbandes für Physiotherapie (ZVK), der schon seit Herbst vergangenen Jahres eine höhere Vergütung physiotherapeutischer Leistungen fordert.

Oft ist es so, dass Patienten, die es wirklich nötig hätten, vielleicht zu wenig Behandlung bekommen. Und Patienten, die vielleicht nicht den Behandlungserfolg haben, den man sich verspricht durch […] eine Physiotherapie, dauernd in Behandlung bleiben.Andrea Rädlein 

Redaktion: Friederike Zörner