Erst der Arzt, dann die Therapie
Bevor sie zum Physiotherapeuten können, müssen Patienten hierzulande zunächst einmal ihren Arzt konsultieren. Das ist bei akuten Beschwerden lästig, weil der behandelnde Arzt zum Quartalsende in der Regel weniger spendabel ist. Das hängt damit zusammen, dass die Praxen ein vorgegebenes Budget haben, um Patienten an Therapeuten zu überweisen.
Die Union findet nun: das ist nicht nur lästig, sondern auch ineffizient und teuer. Deswegen fordern die Politiker jetzt eine Reform, um die Stellung von Logopäden, Masseuren oder eben Physiotherapeuten zu verbessern.
Bessere Vergütung erwogen
Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, will die Unionsfraktion Therapeuten zukünftig besser vergüten. Momentan verdienen angestellte Physiotherapeuten im öffentlichen Dienst zwischen 2.100 und 2.700 Euro brutto. Mitarbeiter privater Praxen verdienen so mitunter weniger als den gesetzlichen Mindestlohn.
Branchenverbände beklagen, dass sich durch die schlechte Einkommenssituation viele Praxen auf Privatpatienten konzentrieren, Therapeuten ins Ausland abwandern oder ihren Beruf sogar ganz aufgeben würden. Leidtragende seien vor allem die gesetzlich Krankenversicherten, die zum Beispiel für ihre Behandlungskosten vollständig aufkommen müssten.
Mehr Entscheidungsspielraum für Therapeuten
Geht es nach den Unionspolitikern, sollen sogenannte Heilmittel-Erbringer auch ohne eine Vorgabe des behandelnden Arztes entscheiden dürfen, welche Therapiemaßnahmen für ihre Patienten geeignet sind. Auch der direkte Weg zum Therapeuten – ohne vorherigen Arztbesuch – soll er erprobt werden. Das sei zum Beispiel in den Niederlanden und in Schweden gängige Praxis.
Was steckt hinter den Reform-Vorschlägen und welche Folgen haben diese für die Praxis? Darüber hat detektor.fm-Moderatorin Teresa Nehm mit Andrea Rädlein gesprochen. Sie ist Vorsitzende des Deutschen Verbandes für Physiotherapie (ZVK), der schon seit Herbst vergangenen Jahres eine höhere Vergütung physiotherapeutischer Leistungen fordert.
Redaktion: Friederike Zörner