Studie | Migration aus Bulgarien und Rumänien

Das Märchen vom faulen Ausländer

„Wer betrügt, der fliegt“, tönte CSU-Chef Horst Seehofer, als vor einem Jahr Bulgaren und Rumänen die volle EU-Freizügigkeit erhielten. Dumm nur, wenn kaum jemand betrügt. Eine Studie belegt nun: die befürchtete Armutszuwanderung aus Bulgarien und Rumänien bleibt aus.

„Wer betrügt, der Fliegt.“ So schürte noch 2014 Horst Seehofer die Angst vor der massenhaften Einwanderung von Rumänen und Bulgaren in das deutsche Sozialsystem. Denn ab Januar 2014 galt auch für Menschen aus Rumänien und Bulgarien die Arbeitnehmerfreizügigkeit in der EU.

Rumänen sehr gut im Arbeitsmarkt integriert

Die massive Armutszuwanderung blieb aus. Das zeigt jetzt eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Viele der Bulgaren und Rumänen, die seitdem nach Deutschland gekommen sind, sind gut ausgebildet haben einen Job gefunden.

Die Rumänen gehören sogar zu den Ausländergruppen, die am besten in den deutschen Arbeitsmarkt integriert sind. Im November lag die Arbeitslosenquote unter den Rumänen bei nur 7,1% – und damit sogar etwas niedriger als in Gesamtdeutschland.

Bulgaren befinden sich im Mittelfeld

Bei den Bulgaren sieht es nicht ganz so gut aus. Mit einer Arbeitslosenquote von 15,5% im November vergangenen Jahres lagen sie aber im Durschnitt der ausländischen Bevölkerung. Von extremer Arbeitslosigkeit, wie es manche befürchtet haben, ist also auch unter den Bulgaren keine Spur.

Zahl der Hartz VI-Bezieher stieg aber auch

Zur Wahrheit gehört aber auch: die Zahl der Bulgaren und Rumänen, die Hartz IV beziehen, stieg im Vergleich zum Vorjahr stark an. Das liegt aber vor allem daran, dass sich die Zuwanderer vorher mit Schwarzarbeit durchgeschlagen haben oder mit Hilfe von Erspartem und der Hilfe von Verwandten lebten.

Wie sich Bulgaren und Rumänen auf dem deutschen Arbeitsmarkt behaupten, darüber hat Moderatorin Doris Helpholdt wir mit Herbert Brücker gesprochen. Er ist Professor am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung und Autor der Studie.

Es gibt keine Hinweise darauf, dass wir es in irgendeinem größeren Rahmen mit irgendeinem Leistungsmissbrauch zu tun haben.Herbert Brücker 

Redaktion: Pascal Anselmi