Studienkredit: Kommen die niedrigen Zinsen bei Studierenden an?

KfW & Co.: Verdienen auf Kosten der Studis?

Die Zinsen sind im Keller. Der Leitzins ist derzeit sogar negativ. Auf einen Studienkredit zahlt man bei KfW & Co dennoch um die vier Prozent Zinsen. Das bedeutet für so manchen Ex-Studenten schon saftige monatliche Raten, wenn der Kredit noch gar nicht zur Tilgung ansteht. Ist das fair? Warum werden die niedrigen Zinsen nicht an Studierende weitergegeben?

Manche trifft sie nur zu Beginn des Studiums, andere begleitet sie durch ihr gesamtes Uni-Leben: die Frage der Finanzierung. Woher kommt das Geld für Wohnung, Essen, Unigebühren, Lehrmaterial und Freizeit? Im statistischen Durchschnitt braucht ein Student laut Deutschem Studentenwerk rund 800 Euro monatlich.

Oft kommen die von den Eltern, dem BaföG-Amt oder aus einem Nebenjob. Doch es gibt etliche Situationen, in denen diese Optionen nicht bestehen. Krankheit, Doppelbelastungen, schwierige Familienverhältnisse – und spätestens mit dem Wechsel zum Bachelor und Master kommt auch die Förderung mit BAföG schnell an ihre Grenzen: eine wichtige Prüfung vergeigt, den Studiengang gewechselt, und schon wackelt die Sicherheit.

Immer mehr Studierende greifen dann zu Studien- oder Bildungskrediten. Die bekommt man relativ einfach, die Rückzahlung beginnt erst mit dem Berufsleben und kann lang gestreckt werden. Soweit die Werbung dafür.

Studienkredit: Rückzahlung aufgeschoben, Zinsen nicht

Doch hinter den Werbebroschüren verbergen sich auch Gefahren. Wichtigster Punkt: die Zinsen. Die laufen die ganze Zeit mit, sind mitunter gar nicht so gering und lassen die Rückzahlungsverpflichtung mit der Zeit langsam, aber sicher anwachsen. Beim bekanntesten Studienkredit, dem der KfW-Bank, beginnt beispielsweise die Tilgungsphase zwar erst zwei Jahre nach Ende des Studiums. Die anfallenden Zinsen aber sind sofort fällig – und machen mitunter, je nach Kredithöhe, monatlich schon stolze Summen aus.

Das kann zum Problem werden, wenn nicht genügend eigenes Einkommen da ist. Wer sich für sieben Semester beispielsweise jeden Monat 500 Euro auszahlen lässt, kommt auf eine Kreditsumme von knapp 21.000 Euro. Wer dann später über die längstmögliche Dauer von 25 Jahren zurückzahlt, wird der KfW in dieser Zeit über 13.000 Euro an Zinseinnahmen beschert haben. Und das, während der Basiszins aktuell mit -0,88 Prozent im negativen Bereich liegt.

Besonders schwierig wird es, wenn Studierende mit Kredit ihr Studium abbrechen oder wegen einer nicht bestandenen Prüfung exmatrikuliert werden. Denn der Abbruch gilt dann als selbstverschuldet und so kann es sein, dass die Bank direkt ihre Forderungen stellt.

Studieren? Gern – aber mit eigenem Risiko

Es stellt sich die Frage, ob das gerecht ist. Die staatliche „Kreditanstalt für Wiederaufbau“ (KfW) muss immerhin nicht so hohe Gewinne schreiben wie private Institute. Sie gehört zu 80 Prozent dem Bund und zu 20 Prozent den Ländern. Für gewisse Ausfallrisiken bürgt überdies der Staat. Der KfW genügt es sozusagen, wenn sie am Ende eines Geschäftsjahres quasi „auf Null“ herauskommt. Wird hier also auf Kosten der Studierenden verdient, während anderswo die Zinsen in den Keller rauschen?

Stefan Grob vom Deutschen Studentenwerk meint: Auch die KfW müsse ihre Risiken absichern. Und rät dazu, die Phase der Auszahlung so kurz wie möglich zu halten.

In bestimmten Phasen des Studiums, wenn man ins Ausland möchte oder eine größere Anschaffung benötigt oder wenn man sagt: Mir fehlen einfach im Monat hundert, zweihundert Euro. Dann kann man das überlegen. Aber die Verschuldungsgefahr ist, wenn man das Studium vollständig über einen Studienkredit finanziert, einfach zu groß. – Stefan Grob, Deutsches Studentenwerk

Über Vor- und Nachteile von Studienkrediten und die Frage nach dem fairen Zins hat detektor.fm-Moderator Christian Eichler mit Stefan Grob vom Deutschen Studentenwerk gesprochen.

Dass die Zinsen bei Studienkrediten vergleichsweise hoch ausfallen, liegt an der fehlenden Bonität der Studenten.Stefan Grobe 

Redaktion: Maren Schubart

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