Transgender-Charaktere im Kino

Fluch oder Segen?

Mann? Frau? Genderqueer? Die Filmindustrie entdeckt gerade das Thema „Transgender“ und befasst sich stärker mit dem Leben von Trans-Menschen. Sollten Trans-Charaktere dabei nicht besser von Trans-Schauspielern gespielt werden?

In den beiden erfolgreichen Serien „Orange is the New Black“ und „Transparent“ spielen Transgender-Charaktere wichtige Rollen. Nun soll auch ein neuer Kinofilm diese Thematik beleuchten.

Trans-Drama mit Oscar-Ausblick

In der Film-Biografie „The Danish Girl“ spielt Oscar-Gewinner Eddie Redmayne die Transgender-Frau Lili Elbe, die sich schon 1930 einer Geschlechtsanpassung unterzogen hat. Sie war einer der ersten Menschen weltweit, der diese Operation an sich durchführen ließ. Der Film befasst sich damit, wie die Operation sich auf ihr Familienleben auswirkt.

Das Problem der Repräsentation

Ob Filme wie „The Danish Girl“ das Thema „Transgender“ stärker in der Gesellschaft verankern können, bleibt fraglich. Aus der Transgender-Community werden mittlerweile harsche Kritiken an „The Danish Girl“ laut. Transgender-Charaktere dienten häufig dazu, Nicht-Trans-Schauspielern begehrte Preise einzubringen. So erhielt Jared Leto im letzten Jahr den Oscar als bester Nebendarsteller für seine Darstellung einer Transgender-Frau im Film „Dallas Buyers Club“.

Jared Leto spielt eine HIV-positive Trans-Frau. Die verkörpert alle Klischees, die so denkbar sind. Sie ist HIV-positiv, sie ist in der Sexarbeit tätig, sie interessiert sich für Klamotten, sie flirtet 24 Stunden am Tag. Und gleichzeitig ist wenig Identifikation da. – Leo Yannick Wild, Verein TransInterQueer

Außerdem stellt sich die Frage, inwieweit Filme über Trans-Menschen überhaupt den öffentlichen Geist prägen können. Transgender-Charaktere werden in Filmen oft überspitzt dargestellt. Das nimmt ihnen die nötige Ernsthaftigkeit und dem Publikum die Möglichkeit sich mit den Figuren zu identifizieren.

Würden die Zuschauer nach Hause gehen und es würde sich die Beziehungsperson oder das Kind outen als: „Übrigens, ich bin trans.“, dann wäre aller Hollywood-Erfolg egal. Dann würde das, was gesehen wurde, nicht reichen, um für Akzeptanz zu sorgen. – Leo Yannick Wild, Verein TransInterQueer

Über die Frage, ob Trans-Charaktere nicht besser von Trans-Schauspielern gespielt werden sollten, hat detektor.fm-Moderatorin Theresa Nehm mit Leo Yannick Wild vom Verein TransInterQueer gesprochen.

Auf den Kinoleinwänden gibt es mehr Trans-Charaktere, die sind jedoch wenig repräsentativ.Leo Yannick Wild 

Redaktion: Christian Eichler

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