Über einen Artikel zum (Netz-)Feminismus – Hannah Lühmann im Interview

Wo bleibt der Humor im Feminismus? Die traurige Wahrheit.

Humorlos. Aggressiv. Verbiestert. Hannah Lühmann schrieb auf, was sie am (Netz-)Feminismus so stört. Damit scheint sie vielen aus der Seele gesprochen zu haben. Weshalb sie #aufschrei & Co. als ungenügend und unproduktiv empfindet und sich im Feminismus-Diskurs mehr Intellektualität wünscht, haben wir sie gefragt.

Die Journalistin Hannah Lühmann sorgt mit einem durchaus polemischen Artikel für eine neue Betrachtung der Feminismus-Debatte. Sie wirft vor allem den sogenannten NetzfeministInnen vor, potentielle Anhänger zu vergraulen und all jene, die sich noch nie mit der Debatte beschäftigt haben, gar nicht erst zu erreichen. Sie bemängelt das Fehlen einer zentralen Message, was die Auseinandersetzung  mit Inhalten der Debatte erschwert. Vor allem aber fehlt ihr eines: Humor.

Der Artikel in der „Zeit“

Aufhänger des Artikels in der Zeit war eine Äußerung von Malu Dreyer, der ersten Ministerpräsidentin des Bundeslandes Rheinland-Pfalz. Auf die Frage, warum so wenig Menschen Feministen und Feministinnen seien, antwortete sie, dass die meisten wohl an

Frauen in lila Klamotten und irgendwelchen komischen Schuhen

denken.

Nachdem im Jahr 2013 die #aufschrei-Debatte durch Twitter zog, bildete sich dort eine Gruppe von AktivistInnen, die mitunter als „NetzfeministInnen“ bezeichnet werden. Genau jene zeigen für Hannah Lühmann eine besondere Form des humorlosen Feminismus – und würden damit das vorhandenes Imageproblem des Feminismus nur noch verstärken.

Wer diskutiert mit wem?

Keine Frage: es gibt viele Gründe, warum die Stimme des Feminismus nicht verklingen darf. Jüngstes Beispiel in einer langen Kette: Julien Blanc, der als „Pick-Up“-Artist für Kopfschütteln gesorgt hat. Alltagssexismus ist leider noch immer Thema. Die Frage ist also nicht ob – sondern wie.

Denn eines fällt auf: Menschen, nicht nur Männer, die sich laut und kritisch in Debatten rund um Gleichberechtigung, Frauenquote und Alltagssexismus einmischen, formulieren immer öfter schwammig, zurückhaltend, offen. Manch eine(r) traut sich gar nicht mehr, etwas dagegen zu sagen – denn der Vorwurf diskriminierender, männlicher Anspruchshaltung kommt schnell. Manch einer beobachtet im Freundeskreis, wie bei den Vokabeln „Frau“, „Mann“ und „Geschlecht“ immer vorbildlich die Gänsefüßchen mit in die Luft gezeichnet werden – zumindest ging es Hannah Lühmann so.

Reaktionen auf den Artikel

Hanna Lühmann hatte schon fast mit einem Shitstorm gerechnet. Doch der blieb aus. Weshalb sie den Netz-Feminismus humorlos findet, was sie sich dort wünschen würde und welche Form von Feminismus-Debatte sie vermisst, darüber spricht detektor.fm-Moderator Christoph Dziedo mit der Autorin Hannah Lühmann im Interview.

Ich verstehe gar nicht, woher die Wut kommt. Einfach nicht so sauer sein!Hannah Lühmann