Zeit Campus | Mietpioniere

Schönheit auf den zweiten Blick

Weil Berlin-Mitte, das Hamburger Schanzenviertel oder Köln-Ehrenfeld für Studenten und Künstler kaum noch bezahlbar sind, zieht es Mietpioniere in die erschwinglicheren Stadtbezirke. In Zeit Campus erzählen sie, was ihren Kiez so liebenswert macht. Vielleicht auch erst auf den zweiten Blick.

Die Ankunft der Mietpioniere

Gentrifizierung, Mietenwahnsinn, Enteignungen – der Diskurs um die stetig steigenden Mieten in den deutschen Großstädten ist von Frustration und Wut geprägt.

Weil sich prekär Beschäftigte, Arbeitslose, Studenten oder Kulturschaffende ihre Wohnungen nicht mehr leisten können, müssen sie fortziehen. In Stadtviertel, die günstiger sind. Was zurückbleibt, sind homogene, bürgerliche Kieze.

Es entsteht aber auch Neues. So werden die vorher unattraktiven Viertel durch die sogenannten Mietpioniere unweigerlich aufgewertet. Wo Kultur geschaffen und genutzt wird und die Bevölkerungsdichte steigt, entsteht oft neue Lebensqualität.

Kleinod der Großstadt

In Zeit Campus stellen fünf Menschen ihren Kiez vor. Köln-Kalk, Milbertshofen-Am Hart in München, Hamburg-Barmbek-Nord, Leipzig-Schönefeld und Berlin-Lichtenberg erzählen ihre Geschichten.

Du kannst natürlich nach Kreuzberg ziehen. Du kannst auch nach Mitte ziehen oder in den Wedding. Die Frage ist nur, findest du da was Gutes? – Johannes Dudziak, Autor für Zeit Campus

Der Reiz dieser Viertel ist die Heterogenität. Während die Leipziger Südvorstadt ein relativ einheitliches, bürgerliches Millieu hat, leben im Osten der Stadt die unterschiedlichsten Menschen beisammen. Doch selbstverständlich nur in der Momentaufnahme. Es scheint, als würde jeder Kiez der gleichen Dynamik unterliegen.

Immer derselbe Ablauf?

Ein vormals wirtschaftlich unattraktives Arbeiterviertel wird aufgrund des niedrigen Mietspiegels von jungen Studenten und Kulturschaffenden bezogen und gewinnt durch diverse Projekte an Lebensqualität. Anschließend erobern Gutverdiener den Bezirk und der Anstieg des Mietspiegels scheint die unausweichliche Folge zu sein.

Wie dieser Dynamik doch Einhalt geboten werden könnte und welche Qualitäten die unpopuläreren Kieze nicht nur für Mietpioniere haben, bespricht detektor.fm-Moderator Jonas Junack mit Zeit Campus-Autor Johannes Dudziak. Der hat die Geschichten von Menschen gesammelt, die genau solche Stadtviertel beziehen, bevor der Prozess so richtig losgeht.

Ich glaube es ist nicht so, dass die meisten Leute in ein Viertel ziehen und sagen ‚okay, ich gentrifiziere jetzt!‘Johannes Dudziak