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Was bringt politischer Aktivismus im Sport?

Profisportlerinnen und -sportler riskieren mit politischen Statements einiges. Doch hat politischer Aktivismus im Sport überhaupt eine Aussicht auf Erfolg?

Politischer Aktivismus im Sport

Die Annahme, dass politischer Aktivismus im Sport nichts zu suchen hat, ist weit verbreitet. Von Sportlerinnen und Sportlern wird erwartet, dass sie politisch neutral auftreten. Allerdings sind in der Realität Sport und Politik untrennbar miteinander verflochten. Allein schon die Vergabe des Austragungsortes für die Olympischen Spiele oder Weltmeisterschaften ist ein Politikum. In der Geschichte des Sports gibt es zahlreiche Beispiele von Protestaktionen einzelner Athletinnen oder Athleten.

Bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko haben die Sprinter Tommi Smith und John Carlos ihre behandschuhten Fäuste – das Symbol der Black-Power-Bewegung – gehoben, um auf Rassismus aufmerksam zu machen. Auch in jüngster Vergangenheit gibt es Beispiele für solche Protestaktionen. So ist 2016 der Footballspieler Colin Kaepernick vor einem Spiel demonstrativ auf die Knie gegangen, um gegen Rassismus und die Polizeigewalt in den USA zu protestieren. In den USA haben Teams verschiedener Sportligen ihre Wettkämpfe als Reaktion auf den Tod George Floyds boykottiert.

Sportlerinnen und Sportler können sehr viel bewegen, weil sie eine ungeheure mediale Wirkmacht haben und so Aufmerksamkeit für relevante Themen erzeugen und damit zum gesellschaftlichen Fortentwickeln beitragen können.

Jonas Burgheim, Präsident des Zentrums für Menschenrechte und Sport e.V.

Foto: Privat

Eine heikle Angelegenheit

Sportliche Großereignisse bieten eine Bühne für Protest, um auf Missstände aufmerksam zu machen. Gesten von Profisportlerinnen und -sportlern können somit eine große Wirkung entfalten, zumal sie eine Vorbildfunktion und Idolcharakter haben. Andererseits kann Sportsprofis ihr politischer Aktivismus auch teuer zu stehen kommen. Tommie Smith sah sich nicht nur öffentlichen Anfeindungen ausgesetzt, er hat auch seinen Job verloren. So ist es auch dem NFL-Profi Colin Kaepernick ergangen.

Auch dem Basketballspieler und NBA-Profi Enes Kanter Freedom ist sein politischer Aktivismus zum Verhängnis geworden. Seit er sich kritisch gegenüber China und Xi-Jinpings Regime äußert, auf die Situationen der Uiguren in China aufmerksam macht und sich für die Freiheit von Tibet und Taiwan einsetzt, will ihn kein NBA-Team mehr verpflichten. Die Angst vor dem Jobverlust ist deshalb häufig ein Grund dafür, dass sich Athletinnen und Athleten mit politischen Statements zurückhalten.

Would you still pick money and business over your moral principles and values, if your mother, daughter or sister was in these prisons getting torture and rape everyday?

Enes Kanter Freedom, Basketballer

Foto: detektor.fm

Was politischer Aktivismus im Sport bewegen kann und wie Profisportlerinnen und -sportler, die sich für Menschenrechte einsetzen, besser geschützt werden können, hat detektor.fm-Moderator Johannes Schmidt mit dem NBA-Profi Enes Kanter Freedom und dem Präsidenten des Vereins Zentrum für Menschenrechte und Sport Jonas Burgheim besprochen.

Redaktion