Zurück zum Thema | Antiziganismus

Was tun gegen die Diskriminierung von Sinti und Roma?

Die Geschichte der Sinti und Roma ist geprägt von Ausgrenzung und Verfolgung. Oft erfahren die Menschen Anfeindungen durch stereotypisierende Bezeichnungen und strukturelle Diskriminierungen. Was muss gegen diese Diskriminierung von Angehörigen der Sinti und Roma getan werden?

Rassismus gegen Sinti und Roma: Antiziganismus

Angehörige der Sinti und Roma leben seit Jahrhunderten in vielen Ländern Europas. In ihren jeweiligen Heimatländern bilden sie historisch gewachsene Minderheiten und erfahren oft Diskriminierungen. Diese fallen unter den Begriff Antiziganismus.

Als Sinti werden die männlichen Angehörigen der Minderheit bezeichnet, die sich vorwiegend in West- und Mitteleuropa angesiedelt hat. „Sintezze“ oder „Sintizze“ spiegeln den Begriff für weibliche Angehörige. Roma leben zumeist in ost- und südosteuropäischen Ländern. Männliche Mitglieder bezeichnen sich als Rom, weibliche Personen nennen sich meist Romni. Außerhalb des deutschen Sprachraums wird „Roma“ als Name für die gesamte Minderheit verwendet. Etwa 70 000 leben in Deutschland und sprechen neben Deutsch als zweite Muttersprache die Minderheitensprache Romanes, auch Romani genannt. Weltweit wird die Sprache von fast sechs Millionen Menschen gesprochen.

Der Begriff Antiziganismus ist international und national sehr etabliert und über Jahrzehnte auch von Selbstorganisation etabliert worden. Er beinhaltet die Fremdbezeichnung, weshalb ich persönlich diesen Begriff auch nicht mehr nutze, sondern zum Beispiel „historisch spezifischer Rassismus gegenüber Sinti und Roma“.

Kelly Laubinger, Co-Vorsitzende der Bundesvereinigung der Sinti und Roma

Foto: Studioline Photography

Diskriminierungserfahrungen

Die Geschichte der Sinti und Roma ist von politischen Entwicklungen in Gesamteuropa geprägt. Die Gruppen gehören keinem eigenen Staat oder einer eigenen Regierung an, die sich für ihre Rechte und gegen Diskriminierung einsetzen könnte.

Auch heute noch findet Stereotypisierung und Diskriminierung der Menschen statt, wie der Jahresbericht der Melde- und Informationsstelle (kurz: MIA) zeigt. Der Bericht zählt für das Jahr 2022 rund 600 Vorfälle. Darunter sind 588 Fälle von Diskriminierung und  „verbaler Stereotypisierung“, aber auch 11 Fälle von Bedrohung, 17 Angriffe und 1 Fall von „extremer Gewalt“. Die Melde- und Informationsstelle Antiziganismus geht von einer hohen Dunkelziffer aus und rechnet für das Jahr 2023 mit einem Anstieg der Fallzahlen.

Über die Hälfte dieser Vorfälle sind Diskriminierungen durch staatliche Behörden, zum Beispiel durch die Polizei, Jobcenter, Agenturen für Arbeit, Jugendämter oder kommunale Verwaltungen.

Guillermo Ruiz Torres, Geschäftsführer Melde- und Informationsstelle Antiziganismus e. V.

Foto: privat

detektor.fm-Moderator Gottfried Haufe fragt in dieser Folge von „Zurück zum Thema“, was gegen Antiziganismus getan werden muss. Welche Organisationen setzen sich für die Minderheiten ein? Antworten darauf geben der MIA-Geschäftsführer Guillermo Ruiz Torres sowie die Co-Vorsitzende der Bundesvereinigung der Sinti und Roma Kelly Laubinger.