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Wie verändert das bedingungslose Grundeinkommen unseren Alltag?

1200 Euro im Monat für alle: Das bedingungslose Grundeinkommen will damit unsere Grundversorgung abdecken.

Unterstützung unter Vorbehalt

Bürgergeld, Wohngeld oder BAföG — für alles scheint vorgesorgt. Damit fängt unser Sozialstaat zwar viele Menschen auf, aber er fordert dafür auch. Neben Nachweisen über das Einkommen oder die Miete darf man beim Bürgergeld zum Beispiel nicht ungeplant verreisen. Ein bedingungsloses Grundeinkommen würde das ändern. Statt von Menschen zu fordern, wird erst einmal gegeben. Wie viel das ist, unterscheidet sich von Modell zu Modell — grundsätzlich soll man damit aber erst mal das Notwendigste im Monat abdecken können. Prinzipiell geht die Idee des Grundeinkommens schon bis ins 18. Jahrhundert zurück. Heutzutage unterstützen laut einer europaweiten Umfrage des Marktforschungsinstituts Dalia Research 64 Prozent der Menschen die Idee des Konzepts.

Diese Form von Unsicherheit, die häufig in unserem Alltag herrscht, führt dazu, dass bestimmte Teile von unseren kognitiven Ressourcen darauf verwendet werden müssen, um diese Probleme zu lösen. Was also auch gleichzeitig heißt, dass wir diese Ressourcen für andere Dinge nicht zur Verfügung haben.

Susann Fiedler, Professorin für Business und Psychology an der Wirtschaftsuniversität Wien

Foto: Tristan Vostry

Bedingungsloses Grundeinkommen: Ist das realistisch?

Aufgrund der hohen Beliebtheit hatte der wissenschaftliche Beirat des Bundesministeriums für Finanzen im September 2021 ein Gutachten erstellt. Dabei hat er verschiedene Modelle der Finanzierung und Höhe des Grundeinkommens untersucht. Das Gutachten kommt zu dem Fazit, dass ein existenzsicherndes bedingungsloses Grundeinkommen in Deutschland nicht finanzierbar sei.

Ein Forschungsteam untersucht das bedingungslose Grundeinkommen seit Juni 2021 in einer Langzeitstudie genauer. Die Forschung wird vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung und der Wirtschaftsuniversität Wien durchgeführt. Initiiert hatte das Projekt der gemeinnützige Verein „Mein Grundeinkommen“. In dem Pilotprojekt bekommen 122 Studienteilnehmende monatlich 1200 Euro und das für drei Jahre. Weitere 1377 Personen sind in einer Vergleichsgruppe. Die erste Studie des Pilotprojekts soll bis 2024 laufen und untersucht die psychologischen Effekte eines Grundeinkommens. In einer zweiten Studie wird voraussichtlich ab 2024 dann zur finanziellen Umsetzung geforscht. 

Ich muss ganz ehrlich sagen, jetzt kommt die Wirkung des bedingungslosen Grundeinkommens langsam an, die ich dann selbst reflektieren kann. Da ist es so, dass ich einfach viel lockerer geworden bin.

Dominic Schiffer, Studienteilnehmer beim Pilotprojekt Grundeinkommen

Foto: privat

Wie verändert das bedingungslose Grundeinkommen unseren Alltag? Psychologin Susann Fiedler erklärt, welchen Einfluss finanzielle Absicherung auf unsere Psyche hat. Sie ist Professorin für Business und Psychology an der Wirtschaftsuniversität Wien und ist Teil des Teams des Pilotprojekts Grundeinkommen. Dominic Schiffer nimmt an der Studie teil und erhält derzeit 1200 Euro monatlich zusätzlich zu seinem Gehalt. Er erzählt in dieser Folge, was sich für ihn im Alltag dadurch verändert hat.