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Nennt es Femizide!

Ein Femizid ist die Tötung einer weiblichen Person durch eine männliche – bloß, weil sie weiblich ist. Diese Taten werden oft als „Beziehungsdrama“ oder „Tragödie“ bezeichnet. Das Problem wird dadurch relativiert und Gewalt gegen Frauen verharmlost.

Eine Frau möchte sich von ihrem Mann trennen – er dreht durch und tötet sie. Er kann es nicht aushalten, dass sie ohne ihn lebt. Er möchte die Kontrolle nicht verlieren. Er war eifersüchtig, der Streit ist eskaliert – oder? Die Antwort lautet: Nein. Wenn ein Mann seine Partnerin tötet, wird oft Empathie für ihn aufgebracht, regelmäßig liest man vom „Beziehungsdrama“. Richtig ist, dass Frauen getötet werden, weil sie Frauen sind – und nicht, weil Gefühle übergekocht sind. Gewalt, Übergriffe und Bedrohungen in Partnerschaften richten sich zum größten Teil gegen Frauen.

Femizid

Der Begriff des Femizids wurde vor allem von der Soziologin Diana E. H. Russell geprägt und bezeichnet Tötungen von weiblichen Menschen durch männliche Menschen – weil sie weiblich sind. Das klingt umständlich, soll aber garantieren, dass Kinder mit eingeschlossen sind. Es geht nämlich nicht nur um Männer und Frauen. Der Begriff wird selten verwendet und wenn, dann oft im Zusammenhang mit fremden Kulturen. Der Begriff  „Ehrenmord“ wird genutzt, wenn eine Frau aus dem arabischen oder türkischen Kulturkreis von ihrem Mann umgebracht wird. Ausgeblendet wird oft, dass diese Gewalt überall passiert.

Berichterstattung

Der Femizid rückt in den Fokus der Medien. Letztes Jahr hat die dpa beschlossen, Worte wie „Familiendrama“ oder „Beziehungsdrama“ nicht mehr zu verwenden. Das twitterte dpa-Nachrichtenchef Froben Homburger.

Als größte Nachrichtenagentur Deutschlands reproduzieren sie Begriffe – und viele Medien übernehmen das.

Britta Häfemeier, Gender Equality Media

Der Verein Gender Equality Media arbeitet mit Medien zusammen, um Sexismus zu beseitigen. Neben den Medien muss aber auch die Justiz nachziehen, wie der deutsche Juristinnenbund bemängelt. Zu häufig würden sogenannte „Trennungstötungen“ vor Gericht nicht als Morde geahndet, sondern nur als Totschlag, weshalb das Strafmaß deutlich milder ausfällt.

 

Wie kann eine angemessene Berichterstattung aussehen, die Gewalt gegenüber Frauen nicht verharmlost? Darüber hat detektor.fm-Moderatorin Anja Bolle mit Britta Häfemeier vom Verein Gender Equality Media gesprochen. Ob die verharmlosende Berichterstattung auch Einfluss auf rechtliche Entscheidungen haben kann, erklärt detektor.fm- Redakteurin Josefine Petermann.

 

Wenn ihr selbst von häuslicher Gewalt betroffen seid, könnt ihr euch an das Hilfetelefon  von „Gewalt gegen Frauen“ wenden. Die Nummer lautet 08000 116 016. Weitere Infos zu Hilfsangeboten findet ihr auch online auf der Website auf www.gewaltgegenfrauen.de.

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