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Brauchen wir die Klima-Angst?

Die schrecklichen Bilder der Flutkatastrophe in Deutschland haben noch viele Menschen im Kopf. Solch verheerende Unwetterkatastrophen stehen in direktem Zusammenhang mit dem menschengemachten Klimawandel. Das macht gerade jungen Menschen Angst – doch wie kann man damit umgehen?

Deutschland litt in den vergangenen Jahren unter ungewöhnlich langen Trockenzeiten und Dürren. In diesem Jahr kam eine für viele unerwartete Flutkatastrophe hinzu. Griechenland, die Türkei und andere Mittelmeerstaaten kämpfen unterdessen mit Waldbränden. Die Folgen des Klimawandels sind mittlerweile weltweit spürbar. Auch der Weltklimarat warnt in seinem aktuellen Bericht vor verheerenden Auswirkungen, wenn die Erderwärmung weiter so stark voranschreitet. So werden die Menschen immer unmittelbarer mit den Folgen der Klimakrise konfrontiert und haben Angst. Psychologinnen und Psychologen sprechen inzwischen von Klima-Angst oder Klima-Stress.

Pathologisierung von Klima-Angst wird eher dazu verwendet, um Menschen aus der Klimabewegung bewusst anzugreifen.

Felix Peter, Diplom Psychologe bei Psychologists for Future

Gefühl der Tatenlosigkeit

Klimaschutzaktivisten und -Aktivistinnen versuchen, den Druck auf die Regierungen zu erhöhen. Die Politik, so die Kritik, bleibe jedoch oft hinter den Möglichkeiten für den Klimaschutz. Dieses Gefühl der Machtlosigkeit verstärkt die Angst vor der Klima-Katastrophe zusätzlich.

Besonders junge Menschen leiden unter Klima-Angst

Die Sorge um den Planeten trifft besonders junge Menschen. Dabei muss unterschieden werden zwischen Angst und Angststörung. Denn Angst ist eine natürliche Reaktion. Klima-Angst speziell ist eine durch die Wissenschaft belegte Bedrohung für den Menschen und die Erde. Solange Menschen nicht krankhaft darunter leiden, kann das Gefühl der Klima-Angst zum Beispiel durch persönliches Engagement im Klimaschutz gelindert werden. Wird das Gefühl der Klima-Angst pathologisiert, kann klimaschützendes Engagement diffamiert werden. Das sagt die Vereinigung Psychologists for Future. Nach Ansicht der Vereinigung könnte sich dadurch der Druck auf Regierungen verkleinern und notwendige politische Entscheidungen werden womöglich weiter verzögert.

Es gibt einen Unterschied zwischen Information und Panikmache. Medien sollten warnen, keine Panik schüren.

Samira El Ouassil, Kommunikationswissenschaftlerin und Kolumnistin

Bild: Nils Schwarz

Was Klima-Angst ist und wie man mit ihr umgehen kann, darüber spricht detektor.fm-Moderator Johannes Schmidt mit dem Psychologen Felix Peter. Er engagiert sich bei Psychologists for Future. Mit der Publizistin Samira El Ouassil diskutiert er darüber, wie eine angemessene Berichterstattung über die Katastrophe aussehen sollte, die so viele Menschen (zu Recht) ängstigt.