Dear Reader | Françoise Cactus über die Macht der Phantasie

„Hast du das nicht als Buch veröffentlicht?“

Diese Mal trifft Mascha Jacobs eine ihrer Lieblingskünstlerinnen, Françoise Cactus. Ihre unverwechselbare Stimme kennen sicher einige, weil sie ein Teil des Duos „Stereo Total“ ist. Sie schreibt aber auch – ein Gespräch über das Schreiben, Lesen und die Fantasie.

Dieser Podcast ist eine Kooperation von piqd.de und detektor.fm


Hat man jemals ein Lied von der Band „Stereo Total“ gehört, wird man den französischen Akzent der Sängerin und Songwriterin Françoise Cactus nicht mehr vergessen. Liest man ihre literarischen Texte, ist der Sound ebenfalls nicht wegzudenken. Viele wissen allerdings überhaupt nicht, dass Françoise Cactus auch tolle Bücher schreibt, in denen oft weibliche Teenies die Hauptrollen übernehmen. Das von ihre erfundene Genre der „Lolita-Literatur“ hat Mascha Jacobs vor vielen Jahren zum Anlass genommen, eine Magisterarbeit zu schreiben, in der die Chanteuse, Autorin und Malerin Cactuse ebenfalls eine große Rolle spielt. Deswegen wusste sie auch, dass die Lektüren anderer Bücher für Françoise Cactus’ Arbeit sehr wichtig sind.

Was ich total hasse, sind so Leute, die Stileffekte einsetzen und dann so schrottige und seelenlose Figuren haben. Stileffekte finde ich echt furchtbar, und Autoren, die zeigen wollen: ‚Ich bin belesen, habe viel Wortschatz drauf und das Wort kanntet ihr auch noch nicht‘.

Françoise Cactus

Foto: Stefanos Notopoulos

Françoise Cactus als Multitalent

Nach dem Studium der Literaturwissenschaft und Geschichte in Frankreich ist Cactus 1985 nach Deutschland gezogen, hier wurde sie die „Erzherzogin des Berliner Undergrounds“. Sie gründet zunächst die Band „Lolitas“ und danach mit ihrem Lover Brezel Göring „Stereo Total“. In den 90er Jahren beginnt sie auch Bücher und Hörspiele zu schreiben, die lustig und wild sind. 1996 erscheint dann die Autobigophonie im Martin Schmitz Verlag, und dann in der Jugendbuchreihe rororo Rotfuch „Abenteuer einer Provinzblume“ und „Zitterparties“. Es folgt der Kurzgeschichtenband „Neurosen zum Valentinstag“, auch bei Rowohlt erschienen. Seit Jahren arbeitet sie an einem neuen Roman und entwickelt im Gespräch die Idee für ein Handbuch für Mädchen, die eine Band gründen wollen.

Ihre mitgebrachten Lieblingstexte sind „Emma Bovary: Sitten der Provinz“ von Gustave Flaubert, „La Chatte von Colette“ (auf Deutsch unter dem Titel „Eifersucht“ bei Zsolnay erschienen) und „Mord im Spiegel (The Mirror Crack’d from Side to Side bei Harper Collins wiederaufgelegt). Sie spricht aber auch über ihre Lieblingskinderbücher und empfiehlt die Arbeiten von Dorothy Iannone und Alphonse Allais.

Redaktion