Monopol-Podcast | Nahostkonflikt und Kunstszene

Wenn nicht mehr miteinander geredet wird

Ausstellungen werden abgesagt und Gespräche abgebrochen — führt der Nahostkonflikt zu einer Spaltung innerhalb der Kunstszene?

Nahostkonflikt: Kulturpolitische Grabenkämpfe

Seit dem 7. Oktober 2023 wird einmal mehr darum gerungen, wie eigentlich mit dem Nahostkonflikt auf politischer und kultureller Ebene umgegangen werden kann. „Die Kunstwelt hat sich ja immer schon mit politischen Themen beschäftigt“, erzählt Sebastian Frenzel vom Monopol-Magazin im Podcast, „aber dass man sich derart überwirft, gegenseitig Anschuldigungen macht, nicht mehr miteinander spricht, Ausstellungen abgesagt werden, Chefredakteure von Kunstmagazinen zurücktreten müssen und so weiter, bis in die kulturpolitische Ebene, das haben wir noch nicht erlebt.“ Eigentlich sei die Kultur dazu da Brücken zu bauen, wenn nichts anderes mehr geht, sagt Elke Buhr. 

Wir brauchen die Kultur, um Austausch zu haben, auch mit Leuten, mit denen wir inhaltlich eben nicht übereinstimmen.

Elke Buhr, Chefredakteurin des Monopol-Magazins

Foto: Monopol

Streitfrage BDS

Ein Grund für diese heftigen Auseinandersetzungen innerhalb der Kunstszene ist der Umgang mit der BDS-Bewegung. Die internationale Kampagne „Boycott, Divestment, Sanctions“ (BDS) richtet sich mit kulturellen Boykottaufrufen gegen den israelischen Staat. Der Bundestag hatte 2020 in seiner BDS-Resolution die Bewegung als antisemitisch eingestuft. Der wissenschaftliche Dienst des Bundestages indes stufte die Resolution als nicht verfassungskonform ein, denn sie schränke die Meinungsfreiheit ein.

Die Resolution hat keine Gesetzeswirkung, sie hat aber eine starke moralische Wirkung. 

Sebastian Frenzel, stv. Chefredakteur des Monopol-Magazins

Foto: Monopol

Und genau die übt Druck auf die Institutionen aus. Denn seit der BDS-Resolution wird nicht mehr nur hitzig diskutiert, sondern auch gehandelt. So wurde etwa die Ausstellung der südafrikanischen Künstlerin Candice Breitz im Saarlandmuseum aufgrund einer vermuteten Nähe zum BDS für dieses Jahr abgesagt.  

Momentan überarbeitet der Bundestag die BDS-Resolution. Ein Kritikpunkt dabei ist die zugrundeliegende Definition von Antisemitismus. Denn der Bundestag beruft sich dabei auf die Definition der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA), die Antisemitismus mit Antizionismus gleichsetzt.

„Es gibt viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch jüdischer Herkunft, viele Holocaust-Forschende, die dieser Definition versucht haben, eine andere entgegenzusetzen“, sagt Elke Buhr, „und zwar in der sogenannten Jerusalem Declaration.“ Diese spricht sich für eine Unterscheidung zwischen Antisemitismus und Antizionismus aus.

Welche Folgen hat der Nahostkonflikt für die Kunstszene? Darüber spricht detektor.fm-Moderatorin Aileen Wrozyna in dieser Folge von „Kunst und Leben“, dem Podcast in Kooperation mit dem Monopol-Magazin, mit Elke Buhr und Sebastian Frenzel vom Monopol-Magazin.