Monopol-Podcast | Rosemarie Trockel

Stricken für die Freiheit!

Strickbilder, Herdplatten und Haarnadeln – Rosemarie Trockel erobert seit mehreren Jahrzehnten mit weiblich gelesenen Objekten die Kunstwelt. Das Museum für Moderne Kunst in Frankfurt am Main widmet ihr die bisher umfangreichste Retrospektive. Sie zeigen Werke aus über fünf Jahrzehnten, aus fast allen Schaffensphasen der Künstlerin.

Maschen für die Freiheit

Streifen, Karos, große und kleine Maschen, bedeckte und knallige Farben – mit ihren Strickbildern ist die Künstlerin Rosemarie Trockel in den 1980er Jahren bekannt geworden. Lange Zeit wurde das Stricken als Handarbeit Hausfrauen zugeschrieben. Diese Zuschreibung hinterfragt Rosemarie Trockel mit ihren Werken. Und das, indem sie den Prozess des Strickens gänzlich vom eigentlichen Prozess des Handgemachten löste.

Denn für ihre Strickbilder griff die Künstlerin keineswegs selber zur Stricknadel, sondern entwarf die Strickmuster am Computer und ließ sie dann von einer Maschine stricken. Mit ihnen hinterfragt Rosemarie Trockel festgefahrene patriarchale Strukturen. Vielmehr noch aber thematisiere sie mit diesen Werken Freiheit, erzählt Silke Hohmann vom Monopol-Magazin im Podcast. „Als junge ambitionierte Frau“, erzählt Silke Hohmann, „war Rosemarie Trockel von männlichen Künstlern umgeben, und sie hat sich angeschaut, wie und wofür die bekannt wurden. Und ich glaube, sie hat ganz stark empfunden, dass ihr dieselben Möglichkeiten nicht automatisch offenstehen.“

Sie hat diese Tatsache, dass sie eine Frau ist, thematisieren wollen in der Wahl der Materialien mit diesen Stereotypen, z. B. Herdplatten oder Wolle. Zugleich baut sie aber auch eine Ironie ein und gibt der Sache eine Souveränität zurück.

Silke Hohmann, Redakteurin beim Monopol-Magazin

Foto: Wolfgang Stahr

Einflussreich — aber im Verborgenen

Trotz dieses umfangreichen und sehr vielfältigen Werkes kennen viele außerhalb der Kunstwelt Rosemarie Trockels Namen und Werke nicht. Und das, obwohl die Künstlerin seit mehreren Jahren zu den  Top 10 der bedeutensten lebenden Künstlerinnen und Künstlern weltweit gehört. Gemeinsam mit ihren männlichen Kollegen Gerhard Richter, Bruce Nauman und Georg Baselitz. Gleichzeitig ist Rosemarie Trockel medial fast gar nicht präsent und gibt nur sehr selten Interviews.

Ihr ganzes Leben beruht darauf, sich frei und unabhängig zu fühlen. Und jeder Kontakt mit der Öffentlichkeit […] legt einen ja auch fest […] und ich glaube, das will sie vermeiden, um ihre Freiheit zu erhalten.  

Silke Hohmann

Strickbilder, Herdplatten und Haarnadeln — Rosemarie Trockel erobert seit mehreren Jahrzehnten mit weiblich gelesenen Objekten die Kunstwelt. In dieser Folge von „Kunst und Leben“, dem Podcast in Kooperation mit dem Monopol-Magazin, sprechen detektor.fm-Moderatorin Aileen Wrozyna und Silke Hohmann vom Monopol-Magazin über das komplexe und ambivalente Werk von Rosemarie Trockel und über bedeutungsschwangere Werktitel. Interessierte können sich Rosemarie Trockels Restrospektive noch bis zum 18. Juni 2023 im Museum für Moderne Kunst in Frankfurt am Main ansehen.