Maschen für die Freiheit
Streifen, Karos, große und kleine Maschen, bedeckte und knallige Farben – mit ihren Strickbildern ist die Künstlerin Rosemarie Trockel in den 1980er Jahren bekannt geworden. Lange Zeit wurde das Stricken als Handarbeit Hausfrauen zugeschrieben. Diese Zuschreibung hinterfragt Rosemarie Trockel mit ihren Werken. Und das, indem sie den Prozess des Strickens gänzlich vom eigentlichen Prozess des Handgemachten löste.
Denn für ihre Strickbilder griff die Künstlerin keineswegs selber zur Stricknadel, sondern entwarf die Strickmuster am Computer und ließ sie dann von einer Maschine stricken. Mit ihnen hinterfragt Rosemarie Trockel festgefahrene patriarchale Strukturen. Vielmehr noch aber thematisiere sie mit diesen Werken Freiheit, erzählt Silke Hohmann vom Monopol-Magazin im Podcast. „Als junge ambitionierte Frau“, erzählt Silke Hohmann, „war Rosemarie Trockel von männlichen Künstlern umgeben, und sie hat sich angeschaut, wie und wofür die bekannt wurden. Und ich glaube, sie hat ganz stark empfunden, dass ihr dieselben Möglichkeiten nicht automatisch offenstehen.“
Einflussreich — aber im Verborgenen
Trotz dieses umfangreichen und sehr vielfältigen Werkes kennen viele außerhalb der Kunstwelt Rosemarie Trockels Namen und Werke nicht. Und das, obwohl die Künstlerin seit mehreren Jahren zu den Top 10 der bedeutensten lebenden Künstlerinnen und Künstlern weltweit gehört. Gemeinsam mit ihren männlichen Kollegen Gerhard Richter, Bruce Nauman und Georg Baselitz. Gleichzeitig ist Rosemarie Trockel medial fast gar nicht präsent und gibt nur sehr selten Interviews.
Strickbilder, Herdplatten und Haarnadeln — Rosemarie Trockel erobert seit mehreren Jahrzehnten mit weiblich gelesenen Objekten die Kunstwelt. In dieser Folge von „Kunst und Leben“, dem Podcast in Kooperation mit dem Monopol-Magazin, sprechen detektor.fm-Moderatorin Aileen Wrozyna und Silke Hohmann vom Monopol-Magazin über das komplexe und ambivalente Werk von Rosemarie Trockel und über bedeutungsschwangere Werktitel. Interessierte können sich Rosemarie Trockels Restrospektive noch bis zum 18. Juni 2023 im Museum für Moderne Kunst in Frankfurt am Main ansehen.