N99 | Marius Hulpe über Chaos und Ordnung

„Der Clou ist die ethnische Doppelperspektive“

Marius Hulpe erzählt in „Wildes grünes Leben“ vom Schicksal eines iranischen Spions und einer bürgerlichen Tochter aus NRW.

Marius Hulpe, der Schicksalsschreiber

Marius Hulpe ist eigentlich Lyriker. In diesem Jahr gibt er mit „Wilde grüne Stadt“ sein Romandebüt.

Hulpe wird 1982 in Soest geboren. Er studiert zunächst Philosophie, Literatur, Theater- und Medienwissenschaften in Leipzig, Potsdam und Berlin. Ab den 90er-Jahren veröffentlicht er Texte in verschiedenen Literaturmagazinen. 2006 beginnt er ein Studium in kreativem Schreiben und Kulturjournalismus in Hildesheim. Zwei Jahre später erscheint sein erster Gedichtband.

Seine Gedichte werden in sieben Sprachen übersetzt und als Theaterstücke adaptiert. Weiterhin erhält Hulpe zahlreiche Förderpreise und Stipendien, zuletzt das Prager Literaturstipendium. Nach Auslandsaufenthalten in Polen und Indonesien lebt Hulpe heute in Berlin.

Niklas ist eigentlich ein enorm spießiges Kind, das sich eigentlich ganz ordentliche Verhältnisse wünscht. Und das im Grunde auch in seinem Umfeld sieht. Nur seine Eltern sind die, die bei dem Ganzen nicht so mitspielen. Und das […] entwirft im Grunde viele kleine Gegenwelten, die alle diese Verweigerung gegenüber dieser Unordnung als Motiv haben. […] Die Form ist dieser Unordnung geschuldet und aber auch dem Versuch, wiederum Ordnung hineinzubringen in das Chaos. Beide Impulse sind mir wichtig. – Marius Hulpe

„Wilde grüne Stadt“ – worum geht’s?

Iran, 1960. Der junge Reza wird vom Schah-Regime als Spion nach Europa verschickt. Studieren soll er, sich ein Leben aufbauen, Wissen sammeln und es in die Heimat transferieren. Über Umwege verschlägt es ihn ins erzreligiöse Westfalen, wo er auf Clara trifft, die in ihrer Heimat fremdelt und gegen die ständige Angst ankämpft zu enttäuschen. Auch Reza taumelt in der Fremde. In ihrem Wunsch nach Selbstbestimmung finden sie zueinander, doch die Fliehkräfte ihrer Geschichten torpedieren ein dauerhaftes Miteinander. Daran ändert auch die Geburt ihres Sohnes Niklas nichts, der sich schämt für die überbordende Liberalität seiner Eltern. Als Reza 1979 die Islamische Revolution live im Fernsehen verfolgt, begreift er, dass es kein Zurück gibt. Er kollabiert und gerät in Abhängigkeit – von einer Familie, deren Hoffnungen er selbst stets enttäuscht hat. – Dumont

Über Heimat, Freiheit und Traurigkeit in der Fremde spricht Marius Hulpe mit detektor.fm-Moderator Claudius Nießen.


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