N99 | Eugen Ruge über das Schweigen einer Generation

„Wie funktioniert Ideologie?“

Eugen Ruge beschäftigt sich viel mit seiner familiären Vergangenheit. In seinem aktuellen Roman „Metropol“ erlebt seine Großmutter das Moskau der 30er Jahre.

Großmutters Geschichte

Eugen Ruge wird 1954 als Kind einer Russin und eines Deutschen im Ural geboren. In seinem neuen Roman „Metropol“ schaut Ruge zurück auf seine Wurzeln. Die Geschichte über seine Großmutter entspinnt sich im Moskau der späten 30er Jahre, einer Zeit des Stalinismus und der ethnischen Säuberungen. Auch Eugen Ruges letzter Roman handelte von kommunistischer Ideologie. In „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ erzählt er von einer DDR, die langsam zerfällt.

Von unserer Warte aus sind die natürlich alle blind. Was meinen Sie, was die Leute in hundert Jahren über uns sagen? Ich weiß es nicht. Wir glauben immer, am Ende der Zeit zu sein und auf diese ganzen Irren zurückzuschauen. – Eugen Ruge

„Metropol“ – worum geht’s?

Moskau, 1936. Die deutsche Kommunistin Charlotte ist der Verfolgung durch die Nationalsozialisten gerade noch entkommen. Im Spätsommer bricht sie mit ihrem Mann und der jungen Britin Jill auf zu einer mehrwöchigen Reise durch die neue Heimat Sowjetunion. Die Hitze ist überwältigend, Stalins Strände sind schmal und steinig und die Reisenden bald beherrscht von einer Spannung, die beinahe körperlich greifbar wird. Es verbindet sie mehr, als sich auf den ersten Blick erschließt: Sie sind Mitarbeiter des Nachrichtendienstes der Komintern, wo Kommunisten aller Länder beschäftigt sind. Umso schwerer wiegt, dass unter den „Volksfeinden“, denen gerade in Moskau der Prozess gemacht wird, einer ist, den Lotte besser kennt, als ihr lieb sein kann.
„Metropol“ folgt drei Menschen auf dem schmalen Grat zwischen Überzeugung und Wissen, Loyalität und Gehorsam, Verdächtigung und Verrat. Ungeheuerlich ist der politische Terror der 1930er Jahre, aber mehr noch: was Menschen zu glauben imstande sind. „Die wahrscheinlichen Details sind erfunden“, schreibt Eugen Ruge, „die unwahrscheinlichsten aber sind wahr.“ Und die Frau mit dem Decknamen Lotte Germaine, die am Ende jenes Sommers im berühmten Hotel Metropol einem ungewissen Schicksal entgegensieht, war seine Großmutter. – Rowohlt

Was überhaupt Wahrheit sein kann, und wie sich Fiktion und Tatsache im Roman vermischen, darüber hat detektor.fm-Moderator Philipp Weimar mit Eugen Ruge gesprochen.

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