N99 | Kathrin Aehnlich über die Erfindung der DDR

„Es gab keine richtige Aufarbeitung“

„Wie Frau Krause die DDR erfand“ heißt der neue Roman von Kathrin Aehnlich und erzählt, wie wir unsere eigene Vergangenheit konstruieren.

Kathrin Aehnlich – vom Bau an die Schreibmaschine

1957 wird Kathrin Aehnlich in Leipzig geboren. Sie studiert zunächst Ingenieurswesen, arbeitet auf dem Bau und wechselt dann ans Institut für Literatur in Leipzig. Mit ihrer Arbeit in verschiedenen Zeitungen schafft Kathrin Aehnlich den Sprung als Schriftstellerin. Sie schreibt allerdings nicht nur Romane, sondern produziert auch Hörspiele, Hörfunkfeatures und Dokumentarfilme.

Der Westen hatte ein Helfersyndrom. Viele Ostdeutsche haben sich wie Adoptivkinder gefühlt. Und das hat sich nach 30 Jahren nicht gebessert. – Kathrin Aehnlich, Autorin.

„Wie Frau Krause die DDR erfand“ – worum geht’s

Für eine Fernsehserie »Wild Ost« gibt es ein klares Konzept, die Inhalte stehen fest, man braucht nur noch die Menschen, die authentisch erzählen, »wie es wirklich war«. Sie zu finden ist Frau Krauses Auftrag. Was aber, wenn jene, die nicht dort gelebt haben, besser wissen, wie es »im Osten« war? Was wird dann erzählt? Zehn Ostdeutsche zu finden, die für eine Fernsehserie aus ihrem Leben erzählen, sollte für Isabella Krause einfach sein. Schließlich ist sie in der DDR aufgewachsen, auch wenn sie mehr Jahre im vereinten Deutschland verbracht hat als in der DDR. Sie kehrt also an die Orte ihrer Kindheit zurück und findet Menschen, die sie für DDR-repräsentativ hält: die Traktoristin, den Stahlwerker, die Köchin, den ehemaligen Staatsschauspieler. Doch der Filmautor kommt aus München und hat ein eigenes Bild von der DDR. Und das ist, dreißig Jahre nach dem Mauerfall, auf Diktatur, Mangelwirtschaft und Staatssicherheit geschrumpft. Doch was ist mit dem Leben der Anderen? Der ganz Anderen, die ihre Arbeit mochten, das Land tolerierten und am Wochenende »Ein Kessel Buntes« guckten? Und was unterschied das Familienleben Ost vom Familienleben West? Davon erzählt Kathrin Aehnlich, wie es nur wenige können, mit Witz und Empathie, und zeigt, wie wichtig es ist, einander zuzuhören. – Kunstmann

Über ihr neues Buch spricht Kathrin Aehnlich mit detektor.fm-Moderator Philipp Weimar.

Redaktion: Liam Pape


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