N99 | Norbert Zähringer über Zukunftsvisionen

„Das hätte ich mir als 15-Jähriger nicht zu träumen gewagt“

Mit „Wo wir waren“ hat es Norbert Zähringer auf die Longlist des Deutschen Buchpreises geschafft. Und er fragt, was aus unserer Zukunft geworden ist.

Norbert Zähringer, der Geschichtenweber

1967 wird Norbert Zähringer in Stuttgart geboren. Bevor er sich der Kunst zuwendet, erlernt er einen Brotberuf: Bankkaufmann. Später ist Zähringer als Radiojournalist tätig, wobei ihn manche Geschichten immer noch beschäftigen. 2001 erscheint mit „So“ sein erster Roman. Mit „Wo wir waren“ ist Norbert Zähringer einige Jahre beschäftigt, erhält jedoch bereits 2016 für dieses Projekt den Robert-Gernhardt-Preis. 2019 schaffte er es schließlich mit dem fertigen Buch auf die Longlist des deutschen Buchpreises.

Es geht um die Frage, haben wir noch eine positive Vorstellung von der Zukunft. Wo sehen Sie sich in zehn Jahren? – Diese Pause, dieses Nachdenken ist das Problem unserer Zeit: Wir können diese Zukunft nicht mehr formulieren. Und was ist der Antipode zu einer positiven Zukunft, das ist Gewalt und Krieg. – Norbert Zähringer

„Wo wir waren“ – worum geht’s

In der Nacht vom 20. auf den 21. Juli 1969 betritt Neil Armstrong als erster Mensch den Mond. Abermillionen verfolgen auf der Erde die Fernsehübertragung. Das machen sich einige zunutze. Martha Rohn etwa, wegen Mordes verurteilt, entkommt in jener fernsehstillen Nacht aus dem Frauenzuchthaus, und ihr fünfjähriger Sohn Hardy flieht aus dem Kinderheim, in das er als vermeintliches Waisenkind „Nummer 13“ nach ihrer Verurteilung gesteckt wurde. Er weiß nichts über sie, weiß nicht einmal, dass sie noch lebt. Ein Ehepaar nimmt sich seiner an, bietet ihm ein Zuhause in der Neubausiedlung am Kahlen Hang, im Rheingau. Da träumt er davon, eines Tages Astronaut zu werden, und tatsächlich – Jahre später, in Amerika, ist die Verwirklichung des Kindheitstraums zum Greifen nah.

Wo wir waren“, ein breit gefächerter, ein gesamtes Jahrhundert umspannender Roman einer zerrissenen Familie, ist ungeheuer farbig und einfallsreich erzählt, mal rasant, mal nachdenklich, ein großes Tableau, das Zeiten, Länder, Geschichtliches und vor allem eine Vielzahl von Schicksalen verschränkt, von Cliffhanger zu Cliffhanger vorwärtsjagend und dann wieder anrührend und zart. Ein Roman über das Flüchten und Auf-der-Flucht-Sein, über Heimat und Fremde, Zufall und Verwandlung und immer wieder die Frage: Wo waren wir, und wo werden wir einmal sein?Rowohlt

detektor.fm-Moderator Christian Erll spricht mit Norbert Zähringer über seinen Roman „Wo wir waren“.

Redaktion: Thilo Sauer


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