Pop-Kultur | Bodo Mrozek über die Pop-Kultur der 68er

Keine Einigkeit

Lange Haare, Beatmusik und Hippie-Festivals – das pop-kulturelle Erbe der 68er scheint gemeinhin bekannt. Der Historiker Bodo Mrozek sieht das aber durchaus anders.

Zwischen Pop und Politik

Bodo Mrozek, Jahrgang 1968, ist Journalist und Kulturhistoriker am Zentrum für Zeithistorische Forschung. Dort beschäftigt er sich mit Popgeschichte und transnationaler Kulturgeschichte. Dazu hat er unter anderem die Sachbücher „Popgeschichte“ und „Jugend – Pop – Kultur“ veröffentlicht.

Im Jubiläumsjahr der 68er-Bewegung rückt für den Historiker dabei gerade jenes historische Jahr in den Fokus. Eine Frage, die ihn beschäftigt, hat Mrozek jüngst auf dem Pop-Kultur-Festival diskutiert: Pop oder Politik, was steckt in der 68er-Bewegung?

Eine Konstruktion

Diese Frage zu beantworten ist nicht so einfach, wie man meint. Beat- und Rockmusik, lange Haare und Hippie-Festivals gelten heute gemeinhin als kulturelles Erbe der 68er. Doch der Schein trügt. Die allgegenwärtige amerikanische Popkultur wurde beispielsweise schon damals als Ausdruck eines vorherrschenden „US-Imperialismus“ betrachtet. Auf dem Festival Chanson – Folklore International im Hunsrück 1968 hieß es sogar: Stellt die Gitarren in die Ecke und diskutiert!

Das Verhältnis von Pop und Politik war in dieser Zeit also weitaus komplizierter, als der bloße Ausdruck einer Gegenkultur zum Establishment.

Die eine Popkultur der 68er ist eine Vereinfachung, mit der wir umgehen müssen und die uns vielleicht das Geschäft erleichtert. Aber man muss sich immer mal wieder klar machen, dass das eben eine nachträgliche Konstruktion ist. Gerade auch die Frage, wie Pop und 68 zusammengehen, ist bisher überhaupt nicht klar beantwortet. – Bodo Mrozek, Kulturhistoriker

Über das komplizierte Verhältnis von Pop und Politik in dieser sagenumwobenen Zeit haben die detektor.fm-Moderatoren Christian Bollert und Lars-Hendrik Setz mit Bodo Mrozek gesprochen.

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