Die Vergessenen – Was vom Kinohalbjahr 2013 übrig bleibt

Man sieht nur die im Licht, die im Dunkeln sieht man nicht – Wenn dieser Satz für etwas gilt. Dann fürs Kino. Zu viel wird übersehen. Schrott wird gelobt, Glanzlichter werden kaum beachtet. Wir erinnern an die vergessenen Kinoperlen des Kinohalbjahres 2013.

Patrick Wellinski 

Natürlich ist an diesem Dilemma niemand schuld. Die Redakteure nicht, die immer nur die „großen“ und „wichtigen“ Filme besprochen haben möchten. Auch das Publikum nicht. Warum auch? Wenn man nur von „Hangover 3“-Werbung umgeben wird, stößt man eben nicht auf das Bewegende und manchmal auch Lebensentscheidende. So sind die Zeiten. Doch auch die sind bald vergessen. Was hilft, ist sich zu erinnern. Und das machen wir und holen die Vergessenen noch mal ans Tageslicht. Vielleicht öffnen sie dem Einen oder Anderen noch die Augen.

Die vergessenen Jungs

Joby in „For Ellen“ will seine Tochter sehen, weil er damals kein Vater sein wollte. Figuren, die vorm Leben flüchten. Stille Bilder in schweigenden Landschaften. Auch Männerseelen können bluten.

Anders, 34, aus Oslo. Drogenabhängig. In „Oslo, 31. August“ darf er für einen Tag in die Stadt. Der Selbstmord ist längst kein bloßer Gedanke mehr. Leere Zimmer, Straßen, Seen. Ein Geisterfilm.

Die vergessenen Mädels

„Ginger und Rosa“ wollten sich nie vergessen. Eine Mädchenfreundschaft zwischen Hiroshima und Kuba-Krise. Das Schönste: ein längst vergessenes London, das hier wieder ins Leben geholt wird.

„Starlet“ und ihre neue Bekannte. Naive Pornodarstellerin trifft rüstige Rentnerin. Eine Variante von „Harold and Maude“. Das Schönte: Das Licht. Es ist das Licht von Los Angeles. Es ist einmalig.

Die vergessenen Meister

Vater und Sohn: Ein Soldat kann nicht mehr zurück ins Leben. „The Master“ will ihm helfen. Alle hoffen, dass das Ziel am Ende der Wüste keine Fata Morgana ist.

Zeit und Erinnerung: Spiel es noch einmal Alain. Und er macht es. Mit 90. Freunde, Theater, Emotion. Film im Film im Film … im Leben. Darum geht’s. „Wir werden uns noch wundern“ …

Die vergessene Wirklichkeit

Die traurige Seite des Lebens: „Fuck for Forest“ ist der Plan der Öko-Sexaktivisten. Aber: die Welt ist nicht mehr zu retten. Ewige Kinder, denen die Revolution abhandengekommen ist.

Die lustige Seite des Lebens: „You drive me Crazy“. 3 Fahrschüler in auf 3 Kontinenten. 6 Weltbetrachtungen durch den Rückspiegel. Clash der Kulturen. Das „Global Village“ ist nur ein Dorf.

 


Andreas Kötzing und Patrick Wellinski blicken auf die Filme zurück, die bislang überzeugt haben.

 

Das erste Halbjahr 2013 fand ich etwas durchmischt. Es fehlen jetzt die zwei, drei Dinger, über die wir noch jahrelang sprechen wollen. – Patrick Wellinski, detektor.fm-Kinoexperte