Was wichtig wird | Zwischenbilanz zur Documenta 14

„Es ist total viel in Bewegung!“

Die Documenta 14 verzeichnet in ihren Eröffnungstagen einen neuen Besucherrekord. Gleichzeitig wird die Weltkunstschau von Kritikern auseinandergenommen. Wie passt das zusammen?

Talkin’bout a revolution

Der künstlerische Leiter der Documenta 14, Adam Szymczyk, hat die Documenta 14 offenbar zu einem Publikumsmagneten gemacht: Die Veranstalter verzeichnen in den Eröffnungstagen ein Besucherplus von zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Absolute Zahlen gibt es noch nicht – es sieht aber gut aus für die angepeilte Besucherzahl von einer Million Besuchern bis zum Ausstellungsende.

Die Documenta ist ein Selbstläufer – egal, was die Veranstalter machen!“ – Elke Buhr, „Monopol“

Trotz Strahlwirkung der Marke „Documenta“ ist der Besucherrekord nicht ganz selbstverständlich, startete die Weltkunstschau doch mit komplett neuem Konzept. Erstmals in ihrer Geschichte findet die Documenta nicht nur in Kassel, sondern auch in Athen statt. Nichts anderes als eine Revolution wollte Szymczyk schaffen – und die ausstellenden Künstler, die Besucher und die Bewohner der Austragungsorte zusammenbringen. Die Grundidee: die Documenta als Forum zwischen Kunst und Politik, das auf Austausch setzt.

Documenta polarisiert

Kritiker sagen jedoch: Genau dieses Ziel wurde nicht erreicht, weil die Documenta immer noch zu elitär sei. Zu oft nehme die Ausstellung in Kassel einen belehrenden Ton gegenüber den Besuchern ein, Erläuterungen zu den ausgestellten Werken seien zwanghaft politisiert.

Elke Buhr, Chefredakteurin von „Monopol“, findet die Kritik überzogen. Allerdings kritisiert sie die Documenta dafür, dass die Kunstschau es nicht schafft, sich den Besuchern verständlich zu vermitteln.

#documenta14 in #Athen finden nicht alle gut. #crapumenta14 pic.twitter.com/4H2lKtP8Cy

— johanna treblin (@johanna_rt) 19. Juni 2017

Auch in Athen will nicht überall der revolutionäre Funke überspringen. Seit Ausstellungsbeginn haben vor allem Anti-Documenta-Graffiti („Crapumenta“) Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Zwar steht die Documenta dort unter dem Motto „Von Athen lernen“, doch viele Athener Künstler fühlen sich ignoriert. Die Gräben zwischen elitärer Kunstszene und dem krisengeschüttelten Austragungsort seien nicht zugeschüttet worden.

Das ist eine Documenta des Übergangs. Man merkt hier, dass weltpolitisch und in der Kultur total viel in Bewegung ist. Dass sich auch die Museem umorientieren müssen. Der Kanon, von dem man glaubte, dass er funktionierte, ist ins Wanken geraten.Monopol-Chefredakteurin Elke Buhr 

Droht der Documenta das Schicksal eines Michael-Bay-Films: Beliebt bei den Massen, geschasst von den Kritikern? „Monopol“-Chefin Elke Buhr sieht das etwas anders: Für sie ist die Documenta eine des Übergangs. Der alte Kanon wird über den Haufen geworfen, und das provoziert die Kritiker. Sie hat für uns ein Zwischenfazit gezogen.


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Redaktion