Was wichtig wird | Frauen in der Kunst

Der „Herr“ Museumsdirektor?

2018 werden acht von insgesamt zehn freien Führungspositionen in der Welt der Kunst mit Frauen besetzt. Eine bemerkenswerte Entwicklung. Warum? Das erklärt Silke Hohmann von Monopol.

2017 hat eine Studie im Auftrag des Bundesbeauftragten für Kultur und Medien gezeigt: Deutschland hat in Sachen Gleichberechtigung noch einiges aufzuholen. Während bei unseren Nachbarn Frankreich, Italien, Schweden, Polen und Groß-Britannien knapp ein Drittel der Führungspositionen mit Frauen besetzt sind, sind es in Deutschland nur knapp ein Fünftel.

Acht aus Zehn

2018 werden jetzt acht von zehn offene Führungspositionen in der Kunstwelt mit Frauen besetzt. Laut Silke Hohmann von Monopol ist das ein gutes Zeichen.

Wenn wir mal 20 Jahre zurückdenken oder noch länger […] in die Museen für zeitgenössische Kunst, dann war das ganz klar, dass das der „Herr“ Museumsdirektor war. Und der auch über die Sammlung entscheidet und der auch sagt welche Ausstellungen gemacht werden und welche Künstler groß werden und welche Künstler wichtig sind und welche für die Ewigkeit aufbewahrt werden. – Silke Hohmann

Mehr Frauen in der Führungsebene der Museen bringen möglicherweise auch mehr Frauen in der Kunst mit, meint Silke Hohmann. Denn in den letzten Jahren haben vor allem männliche Maler die großen Ausstellungen dominiert.

„Do women have to be naked to get into the museum?“

1985 hat ein Kollektiv aus New York besonders plakativ auf die Gleichberechtigungs-Debatte in der Kunst aufmerksam gemacht. Die Guerilla Girls haben im Museum of Modern Art und im Metropolitan Museum ausgezählt, wie viele Kunstwerke von Frauen und wie viele von Männern ausgestellt werden. Heraus kam eine vernichtende Quote und eine Art Claim, der die Diskussion angeheizt hat: „Do women have to be naked to get in to the museum?“.

Und das ist natürlich ganz plakativ auf den Punkt gebracht. Männer stellen Kunst von Männern aus, die möglicherweise nackte Frauen zeigt. Darauf mal so hinzuweisen hat glaube ich schon viel in Gang gesetzt. – Silke Hohmann

Die Guerilla Girls zeigen gerade eine Ausstellung in der Kestnergesellschaft in Hannover. Unter dem Titel The Art of Behaving Badly präsentieren sie institutionskritische Plakate und Videoarbeiten.

Das passt alles gerade ganz gut zusammen, dass dieser Gedanke jetzt auch ein bisschen aufgegangen ist. Und die Leute sich auch fragen „Wer entscheidet eigentlich, was wird gezeigt?“ und „Warum sehe ich etwas und warum sehe ich etwas anderes nicht?“. Ganz viele Malerinnen, Bildhauerinnen […], die alle erst jetzt entdeckt werden weil jetzt das Bewusstsein da ist und auch der Bedarf da ist zu gucken „Was war denn da eigentlich außer dem was wir sonst immer präsentiert bekommen haben?“.Silke Hohmann 

Über die Bedeutung dieser beeindruckenden Quote und die Gleichberechtigung in der Kunstwelt, hat Silke Hohmann mit detektor.fm-Moderatorin Isabel Woop gesprochen.


 

Kultur in dieser Woche – in Kooperation mit

berichtet seit 2004 über Kunst & Kultur.


Jeden Tag erfahren, was wichtig wird? Dann den Podcast abonnieren oder jederzeit bei iTunesSpotify und Soundcloud hören.

Redaktion