Willi Winkler: Das braune Netz

„Die Geschichte ist zynisch“

Willi Winklers Sachbuch „Das braune Netz“ untersucht den Einfluss alter Nationalsozialisten auf die junge Bundesrepublik. Im Interview spricht er über den Zynismus der Geschichte, die Vertauschung von Opferrollen und aktuelle Entwicklungen in der Gesellschaft.

Neue Republik – alte Nazis

Willi Winklers Sachbuch „Das braune Netz“ zeichnet nach, welchen Einfluss Nazis in der jungen Bundesrepublik ausgeübt haben. In seiner dicht belegten Studie untersucht der Autor die Zeit von der Gründung der Bundesrepublik bis zum Amtsantritt von Willy Brandt im Jahr 1969.

Der Journalist konzentriert sich dabei auf eindrückliche Beispiele, wie das des ehemaligen Wehrmachtsgenerals Reinhard Gehlen. Dieser hat zusammen mit amerikanischen Kräften und mithilfe ehemaliger Gestapo-Mitarbeiter die Organisation Gehlen gegründet. Sie war der Vorläufer des heutigen Bundesnachrichtendienstes (BND).

Willi Winkler über kollektive Verdrängung

Winkler vertritt auch die These, dass die deutsche Bevölkerung ihre Vergangenheit konsequent geleugnet hat. Außerdem kommt er zu dem Schluss, dass der Einsatz ehemaliger Nazis in der jungen Bundesrepublik unausweichlich gewesen ist.

Wenn man natürlich sechs Millionen Juden umbringt und alle Regimegegner ins Ausland treibt, dann muss man nach dem Krieg mit denen arbeiten, die noch da sind. Ideologie hat da erst mal keine Rolle gespielt. Diese Menschen waren Mitläufer im Dritten Reich und sie waren dann auch Mitläufer in der Bundesrepublik. – Willi Winkler, Autor von „Das braune Netz“

Über die aktuelle politische Lage und sein neues Buch spricht detektor.fm-Moderatorin Bernadette Huber mit dem Journalisten Willi Winkler.

Ich glaube, ganz oft hieß das Motto: Augen zu und durch. Oder wie Konrad Adenauer gesagt hat: Man muss Tabula rasa machen.Willi Winkler 

Redaktion: Florian Lehmann

„Das braune Netz: Wie die Bundesrepublik von früheren Nazis zum Erfolg geführt wurde“ ist im Rowohlt Verlag erschienen. Es kostet 22 Euro.