Adventskalender Türchen 2: Junior

„Shakespeare war ein genialer Songwriter“

Junior aus Berlin spielen großen Pop zwischen Elektro-Beats und Country-Twang. Mit dem haben sie es bis auf die Bühne des Residenztheaters München geschafft. Ihr Erfolgsrezept: Zwei talentierte Songwriter und keinerlei Berührungsängste mit Kunst und Hochkultur.


detektor.fm sammelt – für eine neue Sendung am Vormittag


Die Entstehungsgeschichte der Band Junior könnte kaum unspektakulärer sein. Fabian Kalker und Ian Fisher lernen sich in einer Berliner WG-Küche kennen, sind sich sympathisch und fangen an, miteinander zu arbeiten.

Schaut man sich aber die musikalische Vorbildung der beiden an, wird es interessant. Kalker hat Jazzgitarre und Komposition studiert und schreibt erfolgreich Theatermusik, Fisher ist ein Americana-Songschreiber erster Güte und gesegnet mit einer wunderbaren, näselnden Stimme. Für Junior treffen die beiden sich irgendwo in der Mitte – und heraus kommt clevere, unaufgeregte Popmusik.

Einfach mal raus auf die Bühne

Auch am Theater arbeiten Fabian Kalker und Ian Fisher mittlerweile zusammen. Die beiden haben am Residenztheater in München zusammen die Musik für Shakespeares „Was Ihr Wollt“ komponiert. Fisher stand sogar als Narr mit der Gitarre auf der Bühne. Das hat sich einfach so ergeben, obwohl Fisher zu dem Zeitpunkt noch keine Schauspielerfahrung hatte.

Wir haben darüber geredet, bei einem Shakespeare-Stück mitzuwirken und darin sollte ein singender Narr auftreten. Und ich habe gesagt, dass ich glaube, dass Ian die Rolle sehr gut spielen könnte. Die Regisseurin und er haben dann eine Weile dran gearbeitet und dabei hat sich herausgestellt, dass es passt. – Fabian Kalker

Ich hatte noch nie geschauspielert und dann stand ich da vor 900 Leuten auf der Bühne – im Kleid. – Ian Fisher

Junior vs Shakespeare

Die komponierten Stücke gefallen Junior so gut, dass sie sie aufnehmen und als EP herausbringen. Der Titel: „Junior vs Shakespeare“. Wirklich mit dem Barden anlegen mussten sich Junior aber nicht. Fabian Kalker betont, wie einfach es war, Shakespeares über 400 Jahre alte Texte in ein modernes Pop-Gewand zu kleiden:

Ich habe angefangen die Songs zu schreiben und ich wusste, dass sie gut sind. Und dann haben wir mit Ian weiter dran gearbeitet und es war irgendwie völlig klar, dass die auch für sich vollkommen Berechtigung haben, weil Shakespeare ein ziemlich genialer Popsongwriter ist. Man muss überhaupt nicht versuchen, da altertümlich zu werden. Das war für mich auch ziemlich konsequent, dass es da ne Platte geben muss.

Wie gut Shakespeare und moderner Pop zusammenpassen, das beweisen Junior heute im akustischen Adventskalender mit ihrer Version von Shakespeares Sonnett 20: „A Woman’s Face“. Live eingespielt im detektor.fm-Studio.

Im Februar waren Junior zu Gast im detektor.fm-Studio. Die komplette Session inkl. Interview gibt’s hier.


Redaktion: Vincent Raßfeld