Album der Woche: Active Child – You Are All I See

Pat Grossi ist ein eher hagerer Mann mit feuerrotem, kurzem Haar. Sein Instrument: eine Harfe. Und auch die Stimme Grossies, die wie aus einem kirchlichen Knabenchor klingt, ist wohl eher ungewöhnlich. Harfe und Chorgesang platziert in elektronischen Landschaften ergeben schließlich einen frischen und ungewöhnlichen Popsound.

Wenn Musik glitzern könnte, würde sie wahrscheinlich so klingen:

Active Child – You Are All I See

Mit diesen Klängen empfängt Active Child den Hörer auf seinem Debüt You Are All I See. Was folgt ist vielfältig und überraschend. Wie auf alten Fotos, erkennt man Musikfarben, die reduziert und doch erkennbar eine neue Intensität bekommen haben. So zum Beispiel bei der ersten Single Playing House, die an R&B-Rhythmen angelehnt ist.

In Highest Priestess gelingt es Active Child durch seine elektronische Soundinszenierung, das Lied wie eine Seifenblase zum Schweben zu bringen. Die Stimme in den Liedern von Active Child klingt markant und scheint manchmal ein ganzes Kirchenschiff mit ihrem Klang zu erfüllen.

Als Kind schon begann Pat Grossi, der heute in Los Angeles lebt, in einem Kirchenchor zu singen. Das erklärt vielleicht auch den Klang seiner Stimme, die er in seinen Liedern häufig mehrstimmig übereinander legt. Das bringt schließlich diesen vollen, choralen Klang in seine Musik und erinnert manchmal an Justin Vernons Stimme in Liedern von Bon Iver.

Pat Grossis Ziel ist es, mit seiner Musik eine Brücke zu bauen zwischen ihm und seinen Hörern. Er schreibe die Lieder nicht nur, um sich selbst künstlerisch auszudrücken, sondern auch um etwas mit seinen Hörern zu teilen, sagt Grossi. Das gelingt ihm auf You Are All I See. Lässt man sich auf die Musik von Active Child ein, tragen einen die musikalisch opulent gestalteten Lieder davon. Vielleicht in eine surreale Landschaft oder Szenen der eigenen Vergangenheit.

Eigentlich sollte das Album viel weniger düster und melancholisch werden, sagt Grossi, aber man habe eben nur ein gewisses Maß an Kontrolle über das, was am Ende entsteht. Tatsächlich gibt es ein Lied auf You Are All I See, das bestimmt nicht melancholisch ist. Call Me Tonight ist das grellste Lied auf dem Album und erinnert an Synthie-Pophits der 80er.

Vielleicht ist es der Mix aus choralen Gesängen und modernen elektronische Soundeffekten, der die Songs von Active Child so spannend macht. Wenn die Musik dann noch Geschichten über Liebe in ihren guten und schlechten Momenten umhüllt, verursacht das beim Hörer nicht selten Gänsehaut und ein Wechselspiel aus Schwermut und Leichtigkeit. Wir sagen: Zuhören lohnt sich und darum ist You Are All I See von Active Child unser Album der Woche.

Redaktion