Album der Woche: Atlas Genius – When It Was Now

Ihre erste Single „Trojans“ machte die australische Band Atlas Genius über Nacht zum Geheimtipp in den einschlägigen Musikblogs. Sie spielten Konzerte und waren ein ganz heißer Tipp beim SXSW, hatten aber noch kein Album aufgenommen. Das haben sie inzwischen nachgeholt, ihr Debüt heißt „When It Was Now“.

Im Proberaum Songs schreiben, eine Platte aufnehmen und, wenn man ein bisschen Geld über hat, ein eigenes Studio bauen. Dieser traditionelle Weg hat den Jungs von Atlas Genius nicht so richtig zugesagt. Sie haben sich lieber gleich ein Studio gebaut, noch bevor sie einen einzigen Song fertig hatten. Monatelang haben Sänger Keith Jeffery und sein Bruder im heimischen Adelaide jeden Tag Löcher gebohrt, Bodenplatten verlegt und Wände verputzt.

Zwischen Handwerkern am Tag und Auftritten als Coverband am Abend, haben sie irgendwie noch Zeit gefunden, an eigenen Stücken zu arbeiten. 2011 war es dann soweit, Atlas Genius traten mit ihren Song Trojans ans Licht der Öffentlichkeit. Jetzt legt die Band nach und veröffentlicht mit When It Was Now eine Synthie-getriebene Hommage an die 80er.

Vetraute Poparchitektur

Atlas Genius kennen sich bestens aus mit zeitgenössischer Popmusik und ihren Bausteinen. Sie bewegen sich ohne große Schwierigkeiten zwischen Phoenix‘ sprudelnden Pophymnen und Coldplays Akustikrock. When It Was Now ist geprägt von schmissigen Gitarren, schimmernden Synthesizern und wohlplatzierten Handklatschern. Der Albumopener Electric schmettert gleich gut los mit eingängigen Hooks und Riffs, die an die Killers erinnern.

In Back Seat groovt der Bass und tuckert die Gitarre in bester Strokes-Manier vor sich hin. Über allem seufzt die immer ein wenig melancholisch klingende Stimme Keith Jefferys.

Mehr Ecken und Kanten, bitte!

Mit When It Was Now haben Atlas Genius ein gutes Popalbum aufgenommen. Allerdings bleibt ein bisschen das schale Gefühl eines nicht gehaltenen Versprechens. Die Songs gehen leicht ins Ohr, die Referenzen sind vorbildlich gewählt. Der Sound ist insgesamt aber ein wenig zu glatt, um dauerhaft hängenzubleiben.

Sänger Keith Jefferys erklärte, das Ziel der Band sei es, Songs zu schreiben, die sie lieben und mit denen sich andere identifizieren können. Sie wollten sich aber auf gar keinen Fall anderen Leuten aufdrängen. Vielleich haben sie sich das ein bisschen zu sehr zu Herzen genommen. Wir finden: Beim nächsten mal ruhig ein bisschen mehr Mut zum Risiko und Aufdringlich sein. Dann gelingt auch ein ganzes Album voller potenzieller Stadionhits wie Trojans.

Redaktion