Album der Woche | Beirut – Gallipoli

Alt trifft Neu

Santa Fe, Nantes, Gibraltar – die Songs von Beirut sind ein endloses Städtenamen-Dropping. Diese Tradition führt Mastermind Zach Condon auf seinem neuen Album „Gallipoli“ fort. Darauf gibt es außerdem ein Wiedersehen bzw. -hören mit seiner alten Farfisa-Orgel, die den Sound der ersten beiden Alben geprägt hat.

Er müsse immer wieder umziehen, um sich konzentrieren zu können, sagt Zach Condon, Mastermind von Beirut. Das ging los, als er aus seiner Heimatstadt Santa Fe weggezogen ist. Nach einigen Jahren in New York zog es ihn nach Paris, Istanbul und zuletzt nach Berlin. Dort sind zum Teil auch die Songs des neuen Albums Gallipoli entstanden.

Erdig mit Pop-Appeal

Begonnen hatte alles noch in New York, wohin er nach vielen Jahren endlich auch seine alte Farfisa-Orgel gebracht hatte. Fertiggestellt hat Condon die Songs in Italien in einem Studio ganz in der Nähe von Gallipoli, einer kleine Stadt in Apulien, ganz im Süden Italiens. Dort hat er sich von einer Prozession inspirieren lassen, die er zufällig miterlebte. Dabei wird die Statue des Stadtheiligen durch die Straßen getragen, meistens gefolgt von einer Blaskapelle und den Bewohnern. Wie eine Prozession bewegt sich der Song in gelassenem Tempo vorwärts, man kann sich leicht die engen sich windenden Gassen zwischen den sandsteinfarbenen Fassaden der Gebäude vorstellen. Dazu knarzt die Orgel, erheben sich triumphierende Bläser und Zach Condon singt seinen eigenen Background-Chor. Gleichzeitig erdig und mit Pop-Appeal vereint der Song genau die Qualitäten, die die Musik von Beirut so unwiderstehlich machen.

Nach dem überraschenden Erfolg seines Debütalbums Gulag Orkestar 2006 hat Condon seine Version von Balkan-Folk mit Mariachi-Elementen, Barock- und Indie-Pop erweitert. Das kam nicht bei allen Fans gleich gut an. Auf Gallipoli finden alt und neu in wunderbarer Weise zueinander. Die Songs sind verspielt, aber eingängig, die alten Instrumente versprühen rustikalen Charme, ein schiefer Ton hier und quietschender Synthie dort und dazu Condons Stimme, die mal vom Loslassen und Weiterziehen singt. Mal funktioniert sie auch wie ein weiteres Instrument: der Text wird unverständlich, an anderer Stelle schweben wortlose Aaaahs und Oooohs über einem dicken Melodien- und Harmonie-Teppich.

Alte Form, neue Ideen

Wie das so ist mit Experimenten – sie gehen nicht immer auf. Das Instrumental On Mainau Island wirkt ein wenig ziellos und fehl am Platz, der letzte Song Fin ist ein merkwürdig unfertiger Abschluss. Aber alles in allem ist Gallipoli von Beirut eine gelungene Rückkehr zu alter Form mit neuen Ideen.

Redaktion