Album der Woche: Beirut – No No No

Phoenix aus der Asche

Mit seinem Mix aus osteuropäischer Folklore und Indiefolk ist Zach Condon alias Beirut bekannt geworden. Auch französischer Chanson und mexikanischer Mariachi haben ihren Weg in seine Songs gefunden. Nach einer Zeit voller persönlicher und beruflicher Krisen erscheint jetzt mit „No No No“ das vierte Album von Beirut.

Zach Condon ist besessen von Städtenamen. Seine Songs heißen Nantes, Bratislava oder Venice. All diese fremden Orte haben ihn schon fasziniert, als er noch bei seinen Eltern in Santa Fe in New Mexico gewohnt hat. Folgerichtig hat er für sein Bandprojekt den exotischsten Namen gewählt, der ihm eingefallen ist: Beirut. Es sollte aber noch einige Jahre dauern, bis er tatsächlich in den Libanon reisen konnte und nicht nur dorthin. Nach und nach hat er alle Orte besucht, von denen er kurz vorher nur träumen konnte. Er hat zum Beispiel einige Zeit in Istanbul verbracht und ein Album in Mexiko aufgenommen.

Faszination Städtenamen

Städtenamen findet Zach Condon immer noch faszinierend, auch auf dem neuen, vierten Beirut-Album findet man sie. Perth heißt zum Beispiel ein Song, weil das nach Aussage von Condon, einfach besser klingt als Sydney. Aber in Sydney war es, wo er eines Morgens im Dezember 2013 aufgewacht ist und sein Körper wollte einfach nicht mehr. Er musste ins Krankenhaus, Burn Out. Die Tour wurde abgesagt. Außerdem hatte er Beziehungsprobleme, er und seine Frau haben sich scheiden lassen. Zu allem Überfluss ist dann noch eine Schreibblockade hinzugekommen, Zach Condon war am Ende.

Beirut | Gibraltar

Schließlich hat die Liebe wieder Licht in das Leben von Zach Condon gebracht und eine neue Perspektive. Er hat viel Zeit bei der Familie seiner Freundin in der Türkei verbracht und gemerkt, dass ihm typisch amerikanische Musik wie Motown oder Doo Wop doch sehr nahe ist. Deshalb gibt es auf No No No nicht mehr diese Fülle von obskuren Instrumenten, die typisch für die Musik von Beirut waren. Piano, Bass, Gitarre und Schlagzeug formen jetzt den Klang. Streicher und Bläser werden nur noch punktuell eingesetzt, wie zum Beispiel im Titelsong.

Kein depressives Seelenstriptease

Angesichts der vielen Krisen, die Condon durchlebt hat, sind die Songs auf No No No erstaunlich beschwingt, kein depressiver Seelen-Striptease.

Die neue Weniger-Ist-Mehr-Herangehensweise von Zach Condon geht nicht immer auf. Die bewusst reduzierten Arrangements auf No No No wirken mitunter etwas leer, die Ideen halbfertig. Die Neuerfindung des Beirut-Sounds ist noch nicht abgeschlossen.

Redaktion