Album der Woche | Charlotte Brandi – The Magician

Zurück zum Klavier

Charlotte Brandi ist als eine Hälfte des Duos Me and my Drummer bekannt geworden. Nach deren Auflösung hat Brandi gleich losgelegt und ihr erstes Soloalbum aufgenommen. „The Magician“ heißt es und darauf konnte sie nun ganz sie selbst sein.

Manchmal findet das Leben eigenartige Wege, um uns in die richtige Richtung zu schubsen. Bei Charlotte Brandi ist „schubsen“ fast schon wörtlich zu verstehen. Nach zwei erfolgreichen Alben und zahlreichen Auftritten mit ihrem Kollegen Matze Pröllochs als Me and My Drummer, musste sie 2015 eine Zwangspause einlegen. Sie hatte sich bei einem Fahrradunfall den Fuss gebochen. Die folgenden Monate verbrachte sie bei ihren Eltern in Dortmund auf der Couch. Diese Zeit hat sie genutzt, um erste Songs für ihr Soloalbum The Magician zu schreiben.

Kindheit im Ruhrpott

Dort ist zum Beispiel der Song My Days in The Cell enstanden, in dem Brandi auf ihre Kindheit im Ruhrgebiet zurückschaut. Und auf ihre Sehnsucht, Musik zu machen, aber nicht so richtig zu wissen, wie sie es anstellen soll. Der Song wandelt zwischen zartem Folk und dramatischer Popgeste, mit Flöten und Background-Chor.

Prägendes Instrument des Albums ist das Klavier. Als Kind hat sich Brandi das Klavier spielen selbst beigebracht und nachdem sie jahrelang keines besessen hatte, ist es nun zurückgekehrt in ihr Leben und in ihre Musik. Der Song A Sting erinnert noch an den kühlen Breitwandpop von Me and My Drummer, sonst gibt es nur analoge Instrumente zu hören, unter anderem auch Akustikgitarre, Streicher und Holzbläser die Wärme ausstrahlen und die Stücke mit einem zarten altrosa Filter überziehen. Über allem schwebt Brandis anmutige Stimme in beeindruckende Höhen. Ihr Gesang nimmt dabei in den Songs die zentrale Rolle ein, die Instrumente treten in den Hintergrund – ob in einer melancholischer Songwriterballade wie Jenny In Spirit oder einer beschwingten nach 60s-Soulpop klingenden Nummer wie dem letzten Stück New Linen.

Die Welt bereisen

Verliebtsein, Schwermut, Sehnsucht verhandelt Charlotte Brandi in ihren aufwändig arrangierten und üppig instrumentierten Stücken. Texte auf Deutsch waren bislang kein großes Thema, eher wolle sie versuchen, auf Französisch oder Spanisch zu schreiben, sagte die Wahl-Berlinerin kürzlich einem Interview. Im Moment liegt der Fokus aber erstmal auf Englisch, weil sie auch außerhalb Deutschlands auftreten wolle und mit ihrer Musik die Welt bereisen. Mit The Magician ist sie diesem Ziel sicher einen Schritt näher gekommen.

Redaktion