Album der Woche: Charlotte Gainsbourg – IRM

IRM ist die französische Abkürzung für Magnetresonanztomographie, jenes riesige Gerät, das mit Hilfe von Magneten den menschlichen Kopf scannt. Die neue Platte von Charlotte Gainsbourg IRM gewährt genau das: einen Einblick in ihr Innerstes.

Es hämmert monoton, elektrische Störgeräusche fiepen angsteinflößend – genau das war es, was Charlotte Gainsbourg zu ihrer neuen Platte IRM bewegt hat, während sie in der Röhre lag. Nach einem Wasserskiunfall vor zwei Jahren musste sie mehrmals operiert werden. Heute ist sie zwar wieder gesund, der Unfall hat ihr Leben aber nachhaltig beeinflusst. Die neue Platte ist sozusagen Therapie. Gainsbourg schwebt darauf zwischen düsterer Abschiedsstimmung (Le Chat Du Café Des Artistes) und neuem Lebensmut (Heaven Can Wait). „Leave my head demagnetized, tell me where the trauma lies“ singt sie in dem Titelsong IRM zu Trommelschlägen und monotonen Synthesizerklängen, die an ein MRT-Gerät erinnern.

Wieder hat sie sich prominente Unterstützung geholt. Der umtriebige Songwriter Beck hat die Platte mit geschrieben und produziert. Und das ist kaum zu überhören. IRM ist deutlich schroffer und rhythmusbetonter, als man es von Gainsbourgs Vorgängeralben Lemon Incest und 5:55 gewohnt war. In Heaven Can Wait gesellt sich Beck sogar zu Gainsbourg ans Mikrophon. Das Duett ist das lebendigste Stück der Platte.

Themen wie Tod und Vergänglichkeit wiegen schwer. Sie werden begleitet von aufwendiger Instrumentierung: Getragene Streicher, lässige Bläser, hämmernde Synthesizer. IRM ist nicht bloß Pop, es ist eine Soundcollage aus Pop, Elektro, Blues und Chanson. Der Einfluss von Beck tut der Platte sehr gut, macht sie komplexer. Dazu hat Gainsbourg ihr Gesäusel von 5:55 abgelegt und singt nun gerade raus. Das klingt zwar nicht umwerfend, passt aber zur verschrobenen Musik. Es braucht ein paar Anläufe, bis man sich in IRM hineinfindet. Doch die Mühe lohnt sich. Es wird mit jedem Hören schöner.