Album der Woche: Dillon – Kind

Bei sich selbst angekommen

Schon mit 19 Jahren hat Dominique Dillon de Byington alias Dillon ihre ersten Songs veröffentlicht. Von ihrem reduzierten Kunst-Elektro-Pop waren Fans und Kritiker gleichermaßen begeistert. Auf ihrem dritten Album „Kind“ findet sie Spontaneität und Leichtigkeit wieder.

„When I was just a little girl, I asked my mother: What will I be?“ – neugierige Fragen über die eigene Zukunft hat schon Doris Day in dem Popklassiker „Que sera, sera“ von 1957 gestellt. Die Antwort ist immer die gleiche: Qué será, será – Was sein wird, wird sein. Im Jahr 2017 plagt sich die Sängerin Dillon mit der Ungewissheit herum – „How tall will I grow?“ fragt sie im Titelstück ihres dritten Albums Kind. Und ihr Duettpartner Dirk von Lowtzow antwortet „only time will show“.

Selbstdisziplin vs. Leichtigkeit

Dominique Dillon de Byington wird 1988 in Brasilien geboren, als sie vier ist, zieht die Familie nach Köln. Inzwischen ist Berlin ihre Heimat. Mit 18 schreibt sie ihre ersten Songs, 2011 erscheint das erste Album. Nach einer langen Tour leidet sie unter einer hartnäckigen Schreibblockade. Nur mit großer Selbstdisziplin ringt sie sich die Songs für das zweite Album The Unknown ab.

Von Unsicherheit und Selbstzweifeln spürt man dagegen auf dem dritten Album Kind nichts mehr. Im Gegenteil, Dillon scheint mit Leichtigkeit an die Musik herangegangen zu sein. Es gibt auf dem Album sogar spontan nur mit dem Smartphone aufgenommene Songs, wie das in ihrer Muttersprache gesungene Te Procuro. Für die Aufnahmen hat Dillon wieder mit ihrem langjährigen Produzenten Tamer Fahri zusammengearbeitet. Gemeinsam fügen sie Beats, Synthies, Klaviermelodien und erhabene Bläsersätze zusammen. Dazu erklingt Dillons gleichzeitig sinnliche und raue Stimme, mal zerbrechlich, aber meistens stark und selbstbewusst.

Erwachsenwerden und Selbstfindung

Thematisch ergeben die neuen Songs gemeinsam betrachtet eine Geschichte des Erwachsenwerdens und der Selbstfindung. Der Titelsong bildet den Rahmen, am Anfang klingt er fragend und zögerlich, am Ende – mit ravenden Synthies und stampfenden Beats – lebensfroh und selbstsicher.

Mit Kind ist Dillon bei sich selbst angekommen, zumindest für den Moment. Ihre abstrakten, aber eingängigen Elektropopsongs entwickeln eine Anziehungskraft, der man sich nur schwer entziehen kann. Was nun die Zukunft für Dillon bringen wird, wissen wir auch nicht. Aber mit diesem Album lässt es sich doch gleich viel optimistischer nach vorne schauen.

Redaktion