Album der Woche: Fleet Foxes – Crack Up

Schön und verwirrend

Vor fast zehn Jahren haben Fleet Foxes das letzte Folkmusik-Revival eingeläutet. Mit theatralischen Melodien und himmlischem Harmoniegesang sind sie schnell zum Festivalheadliner avanciert. Nach langer Pause melden sich Fleet Foxes jetzt mit ihrem neuem Album „Crack-Up“ zurück.

Am Ende der letzten Tour zum zweiten Album Helplessness Blues war die Luft ein wenig raus bei Fleet Foxes und Sänger Robin Pecknold verordnete der Band eine Pause. Er zog von Seattle nach New York um zu studieren. Kunstgeschichte, Literatur und Musik – das wollte er schon lange machen, aber im hektischen Bandalltag hatte er dazu einfach keine Gelegenheit. Außerdem ist Pecknold rumgereist, hat in Nepal in einem Kloster gelebt und surfen gelernt. Kurz gesagt: er hat gelebt und Erfahrungen gesammelt, denn die braucht man, um Songs zu schreiben.

Nicht richtig angekommen

In New York hat Robin Pecknold eine Weile gebraucht, um richtig anzukommen. Es ging ihm erst wie dem Schriftsteller F. Scott Fitzgerald, der 1936 auch nichts so recht mit seinem Ruhm anzufangen wusste und das Gefühl hatte, er würde auf der Stelle treten. Fitzgerald schrieb darüber den Essay The Crack-Up. Und Pecknold entschied, dass das auch ein passender Titel für ein neues Fleet Foxes-Album wäre.

Für die neuen Songs stellte Robin Pecknold Regeln auf: keine theatralischen Melodien, prozess- und nicht ergebnisorientiert sollte die Arbeit sein. Aber es gibt sie immer noch – die Fleet Foxes-typischen Vokalharmonien und Melodien, die dem Hörer ein verträumtes Lächeln ins Gesicht zaubern.

Mehrere Songs in einem

Es kann aber passieren, dass eine Melodie plötzlich aufhört und der Song mit etwas ganz anderem weitergeht. Manchmal packen Fleet Foxes auch scheinbar mehrere Songs in einen, es gibt Fieldrecordings von U-Bahngeräuschen, Türen, die ins Schloss fallen oder auch ein kurzes Intermezzo, in dem Robin Pecknold alleine vor sich hinsingt. Die Texte sind voll mit literarischen und historischen Bezügen unter anderem zum alten Ägypten oder der Bürgerrechtsbewegung. Der Songtitel Mearcstapa ist Altenglisch und bedeutet „Grenzgänger“.

Mitunter können die vielen Soundelemente und Schichten verwirren, ist das jetzt noch der fünfte oder schon der nächste Song? Crack-Up ist wohl vor allem ein Selbsterfahrungsalbum von Robin Pecknold, das gleichzeitig schön und unübersichtlich ist. Wir konzentrieren uns auf die schönen Seiten.

Redaktion