Album der Woche: Goldfrapp – Silver Eye

Der Weg ist das Ziel

Triphop, Glamrock und Disko haben Goldfrapp schon gemacht. Nachdem sie auf „Tales Of Us“ leise Töne angeschlagen haben, werden auf dem neuen Album „Silver Eye“ Tempo und Lautstärke wieder hochgefahren. Goldfrapp machen wieder Tanzmusik und zwar mit einer guten Portion Drama.

Sie habe sich der Natur stets verbunden gefühlt und je älter sie wird, desto stärker wird diese Verbindung, sagt Alison Goldfrapp in einem Interview. Angefangen hat das, als sie noch ein kleines Mädchen war. Damals hat ihr Vater mit ihr den Sonnenaufgang im Wald angeschaut oder ist mit ihr bei Vollmond im Meer geschwommen. Naturelemente wie der Ozean oder der Himmel spielen deshalb in ihrer Musik von jeher eine große Rolle, so auch auf dem neuen Goldfrapp-Album Silver Eye.

Dramatische Soundlandschaften

Musikalisch kehren Alison Goldfrapp und Will Gregory auf Silver Eye zu ihren Dancepop-Wurzeln zurück. Es gibt brummende Synthies, allerlei statisches Gezischel und Geknister, dazu ein paar abstrakte Gitarrentexturen und einen unbeirrt tuckernden Four-to-the-floor-Beat. Sie erschaffen dramatische Soundlandschaften mit viel Hall und mittendrin erklingt Alison Goldfrapps sinnlicher Gesang.

Unter der glamourösen, schillernden Oberfläche der Musik packt Alison Goldfrapp mit ihren Texten durchaus schwierige Themen an. Es geht darum, eins zu sein mit sich selbst und der Natur und um Spiritualität. Vor allem beschäftigt sie sich mit Verwandlung und Transformation. Der Song Become The One zum Beispiel ist inspiriert von dem Dokumentarfilm My Transgender Summer Camp. Darin begleitet ein Filmteam einige Familien in einem Sommerlager in den USA speziell für transgender Kinder.

Wandlungsfähig und überraschend

Über die Jahre hat Alison Goldfrapp ihr Image immer wieder verändert. Vom strengen Marlene-Dietrich-Verschnitt über einen traurigen Clown bis zur Disco-Maus im pinken Jogginganzug. Aktuell trägt sie rot gefärbte Haare und wehende Kleider in dunklen Tönen. Aber nicht nur ihren eigenen Stil hat sie festgelegt, für Silver Eye hat sie erstmals auch das gesamte Album-Artwork übernommen. Mit einem Team ist sie nach Fuerteventura geflogen und hat sich vom schwarzen Vulkangestein und den sich stetig verändernden Wetterbedingungen zu einer kargen Optik inspirieren lassen, die das Dramatische in der Musik unterstreicht.

Wandlungsfähig und überraschend – für Alison Goldfrapp und Will Gregory scheint es erstmal nicht so wichtig, welche Richtung sie musikalisch einschlagen, solange der Weg interessant ist. Da gehen wir doch gerne mit.

Redaktion