Album der Woche: James Vincent McMorrow – Early In The Morning

Vor gerade mal vier Jahren hat der Ire James Vincent McMorrow angefangen, eigene Songs zu schreiben. Parallel dazu hat er seine Leidenschaft fürs Produzieren entdeckt und in Eigenregie sein Debütalbum aufgenommen. Early In The Morning heißt die Platte, die gerade in Deutschland erschienen ist.

Es scheint in der Musikwelt aktuell ein eisernes Gesetz zu geben, das besagt, zu einem guten Singer-Songwriter gehören Bart und karierte Flanellhemden. Bon Iver, William Fitzsimmons und Iron & Wine – sie alle halten sich ganz brav an diese Regel. Und noch einer reiht sich da nun ein, der äußerlich, aber auch musikalisch bestens in diese Riege passt: Der Ire James Vincent Mcmorrow.

Early In The Morning heißt sein Debütalbum, das in Irland schon längst ein großer Erfolg ist. Darauf zelebriert er den Folk in seiner schönsten Form. Dabei war McMorrows musikalische Sozialisation alles andere als geradlinig. Als Jugendlicher war er im Hardcore zuhause. Heute hört er, wie er selbst sagt, ausschließlich Hip Hop. Dabei sind Hardcore und Hip Hop wohl die beide Stile, die von Early In The Morning am weitesten entfernt sind.

McMorrow hat das Album komplett in Eigenregie aufgenommen. Er ist der Großstadt entflohen und hat vier Monate in einem einsamen Haus an einem irischen See gelebt. Weit ab von grauen Betonwänden und urbanem Lärm war der Ire ausschließlich umgeben von Wald und Wasser. Die Natur zieht sich deshalb auch wie ein roter Faden durch alle Songs. McMorrow singt vom Leben im Wald, von einsamen Boottrips und von Spatzen und Wölfen. Seine Songs sind getragen von deprimierender Schwermut und Bitterkeit. Liebevoll verpackt er sie in sanfte Melodien, sparsam instrumentiert mit Gitarre, Banjo und Klavier. Leise erklingen im Hintergrund hier und da weibliche Backing Vocals. Den Rest überlässt er seiner eigenen, markanten Stimme.

Seine Stimme ist sein Alleinstellungsmerkmal. Vielfach haucht McMorrow nur und nuschelt ein bisschen, was den Songs etwas sehr Feines, Zerbrechliches gibt. Aber manchmal, ganz überraschend, bricht er mit der Zurückhaltung, schwingt sich mühelos über die Oktaven und klingt dabei gekonnt soulig. McMorrow behandelt in seinen Songs den beständigen Wandel. Verlieben, Verlassen, Einsamkeit und Rastlosigkeit. Er reißt die großen Fragen des Lebens auf: Auf der Suche nach Gott, nach dem Sinn des Lebens und der großen Liebe. Antworten kann auch er nicht geben. Aber schon lange hat niemand mehr so schön danach gesucht.