Album der Woche: Junip – Junip

Für die Fertigstellung ihres ersten Album „Fields“ hat die schwedische Band Junip geschlagene 12 Jahre gebraucht. Das lag vor allem daran, dass Gitarrist und Sänger José Gonzáles solo sehr erfolgreich gewesen ist und über eine Millionen Platten verkauft hat. Nun ist der Nachfolger mit dem Titel „Junip“ erschienen.

Es gibt Sänger, bei denen hat man das Gefühl, sie möchten sich am liebsten hinter der Musik verkriechen. Thom Yorke ist zum Beispiel so einer. Auch José Gonzáles‘ Gesang klingt eher introvertiert und so, als er würde er die ganze Zeit zum Boden schauen. Die Musik von Junip ist aber keineswegs deprimierend, im Gegenteil. Sie hat immer etwas tröstliches, man fühlt sich in den Arm genommen.

Typisch schwedisch reserviert schaffen die drei Musiker das, ohne viel Pathos und Gefühlsausbrüche. José Gonzáles erläutert, dass sie die Stimmungswechsel in ihren Songs absichtlich sehr subtil halten. Auf diese Art Musik zu machen, passt einfach besser zu ihnen als übertriebene Direktheit.

Ich denke, es passt auch zu unseren Persönlichkeiten, nicht so plötzliche Wechsel zu haben. Es geht wohl mehr um subtile Wechsel, die dich packen, ohne dass du das merkst. Wir hatten die Diskussion mit unserem Co-Produzenten Don Alsterberg. Er hat gesagt: „Warum könnt ihr nicht einfach einen normalen Song machen, der eine bestimmte Energie hat und dann kommt noch so einer.“ Wir haben dann gedacht: „Ok, na klar. Aber man muss Musik ja nicht unbedingt so machen.“ Manche Kleider sehen bei anderen Menschen eben sehr gut aus. Und wenn du sie dir selber anziehst, fühlt es sich aber nicht nach dir an.

Junip kombinieren wieder klassisches Gitarrenspiel, psychedelische Krautrock-Anleihen und afrikanische Rhythmen. Hier und da klimpert ein warmer Moog-Synthesizer dazwischen und über allem schwebt José Gonzáles‘ leicht näselnde Stimme. Anschließend werden die vielschichtigen Arrangements noch großzügig durch den Verzerrer gejagt.

Wie schon das Debüt Fields, haben Junip ihr Zweitwerk wieder im Proberaum aufgenommen. Sie haben fast alles selbst gemacht und deshalb das Album auch einfach Junip genannt. Außerdem sind ihnen keine guten Alternativen eingefallen.

Wir wollten etwas Kurzes und Einfaches haben, das aber nicht flach klingt. Es sollte etwas sein, das ähnlich wie „Fields“ klingt. Uns sind keine guten Worte eingefallen. Wir hatten ein paar Vorschläge. Einer war, „Junip“. Dann hatten wir das Logo, das als Voschlag für das Albumartwork ins Rennen gegangen ist. Das hat sich in vielerlei Hinsicht gut angefühlt. Es war ikonisch und einfach. Das Logo war da und die Tatsache, dass wir das Meiste alleine gemacht haben. Es war außerdem ein großer Spaß, sein zweites Album nach dem Bandnamen zu benennen. Das ist nicht so üblich.

Die zweite Single Your Life Your Call ist mit seinem Discobeat und den synthetischen Handklatschern geradezu tanzbar. Außerdem gibt es eine ungewöhnlich direkte Aufforderung, sein Leben in die Hand zu nehmen:

It’s your life, your call/ stand up or enjoy your fall/ Pull yourself together and draw the line

Für den Song Suddenly hat sich José Gonzáles von westafrikanischem Gitarrenspiel inspirieren lassen. Er ist mit der Gruppe Tinariwen aus Mali aufgetreten und hat sich deren Technik genau angeschaut.

Die Gitarren wurden von dem westafrikanischen Gitarrenspiel inspiriert. Ich habe ein paar Shows mit Tinariwen gespielt. Sie kommen aus Mali. Wenn man sie spielen sieht, erkennst du, dass sie eine andere Technik benutzen. Du hast also diese sprudelnden Melodien, die rein- und rauskommen. Ich mag es einfach, dem zuzuhören. Es hat Spaß gemacht, auch so zu spielen.

José Gonzáles sagt, dass es auf der Platte vor allem um Erlösung geht. Er möchte die lebensverändernden Momente betonen, die aufrütteln und Hoffnung geben. Das gelingt Junip mit ihrem zweiten Album scheinbar mühelos. Machen Sie es also wie wir, lassen Sie sich von Junips Musik umarmen und trösten. Sie werden sich danach besser fühlen, versprochen.

Redaktion