Album der Woche: Kat Frankie – Bad Behaviour

Raus aus der Songwriter-Schublade

In den sechs Jahren seit ihrem letzten Album hat Kat Frankie unter anderem Gitarre mit Olli Schulz gespielt und ist mit Clueso auf Tour gegangen. Mit ihrem neuen Album „Bad Behaviour“ lässt sie die Singer/Songwriter-Schublade hinter sich und schreibt stattdessen groovende Pop-Nummern. Und zwar sehr gut.

Sie wollte eigentlich nie das traurige Mädchen mit der Gitarre sein, sagt Kat Frankie. Schon mit dem letzten Album Please Don’t Give Me What I Want hat sie sich vorsichtig aus dieser Ecke herausgetastet. Mit dem neuen Album Bad Behaviour macht sie jetzt einen großen, entschlossenen Sprung. Dabei profitiert sie auch von den vielen Seitenprojekten der letzten fünf Jahre: sie hat bei Olli Schulz Gitarre gespielt und mit Get Well Soon den Soundtrack für die TV-Talkshow „Schulz und Böhmermann“ komponiert. Außerdem ist sie mit dem Duo KEØMA beim ESC-Vorentscheid „Unser Lied für Stockholm“ angetreten. Diese Vielseitigkeit und das gewachsene Selbstvertrauen hört man auf Bad Behaviour in jeder Note.

Beatboxing statt Klavierunterricht

Kat Frankie ist in Sydney aufgewachsen. Ihre Eltern hatten kein Geld für eine Gitarre oder Klavierstunden, also hat Frankie mit ihren zwei Tapedecks Beatboxing geübt. Später hat sie dann doch Gitarre gespielt und ist in Pubs aufgetreten. 2004 ist sie nach Berlin gezogen, wo LoFi-Pop gerade schwer angesagt war. Die Sängerin Kitty Solaris brachte 2007 Frankies Debütalbum Pocketknife auf ihrem Label heraus. Und so wurde auch Kat Frankie Teil dieser Szene. Irgendwann hat sie dann die Loopstation für sich entdeckt und begonnen, damit zu arbeiten. Ein bisschen habe sie sich in ihre Kindheit mit den zwei Tapedecks zurückversetzt gefühlt, sagt Frankie. Aber mit der Loopstation konnte sie sich auch ganz neue Stile erschließen.

R’n’B und Soul stecken in den ausgeklügelten Rhythmen und verschränkten Beats auf Bad Behaviour. Kat Frankie legt Gesangsspur über Gesangsspur, singt mit sich selbst im Chor. Eben noch zaubert ein dunkel fiepender Moog-Synthesizer eine nachtblaue Atmosphäre, im nächsten Moment kratzt die E-Gitarre und knackige Bläser tauchen auf. Und immer mittendrin ist ihr Gesang: mal zerbrechlich, mal rätselhaft und auch mal ein bisschen tiefer gepitcht.

Bunt schillerndes Popgewand

Sie singt von der Liebe und der Freude und dem Leiden an ihr, aber auch von Armut, Ungleichheit und der Idee von einem Zuhause. Wie in dem Song Home, in dem sie unsere heutige Zeit treffend mit dem Satz beschreibt: „Everyone’s afraid of what they don’t know“.

Die Songs auf Bad Behaviour sind eher für die große Bühne, als für den verrauchten Pub geeignet. Trauriges Mädchen mit Gitarre – das war einmal. Das neue, bunt schillernde Popgewand steht Kat Frankie ausgezeichnet.

Redaktion