Album der Woche | Kindness – Something Like A War

Keine Berührungsängste

Adam Bainbridge alias Kindness verbindet ohne Mühe Soul-Ballade mit Dancefloor. Fünf Jahre sind seit dem letzten Album „Otherness“ vergangen. In dieser Zeit hat Bainbridge unter anderem die Platten von Solange und Robyn produziert. Mit „Something Like A War“ tritt Kindness wieder ins Rampenlicht.

Das Album der Woche wird präsentiert von Dockin. Promo-Code: detektor.fmDockin10


Das neue Kindness-Album Something Like A War beginnt mit einem klaren Statement: „There will be people who will say, you don’t mix this with that. And you will say, watch me!“ Adam Bainbridge lässt sich selbstverständlich nicht sagen, was er in seiner Musik machen kann. Seit 2012 verbindet Bainbridge mit Kindness Genre, die eigentlich nicht zusammenpassen. Eigentlich. R&B, House und Electronica, Barock-Pop, Minimal und Disco fließen in seinen Tracks ineinander und die machen ordentlich Feuer auf der Tanzfläche.

Kein Geld und Selbstzweifel

Genauso bunt wie seine Musik ist auch Adam Bainbridges Leben. Die Familie seiner Mutter war Teil der großen indischen Community in Südafrika. Seine Großmutter war eine bekannte Anti-Apartheid-Aktivistin. Er selbst war ein paar Jahre Teil der Londoner DIY-Szene, hat Noise- und Avantgarde-Rock-Konzerte besucht. Lange hat er das aber nicht ausgehalten, die ganze weiße-Typen-mit-Gitarre-Szene war einfach nicht sein Ding. Danach hat er in Berlin und Philadelphia gelebt und dort ist auch die Idee für Kindness entstanden.

2012 erschien sein Debüt World, You Need A Change Of Mind und 2014 der Nachfolger Otherness. Danach kam eine ganze Weile nichts mehr. Bainbridge hatte Probleme mit dem Plattenlabel, irgendwann war auch das Geld aus und schließlich hatte er mit Selbstzweifeln zu kämpfen. Er produzierte andere Künstler wie Robyn oder Blood Orange/Dev Hynes, war als DJ unterwegs und hörte selbst viel Musik. Schließlich war es dann doch an der Zeit für neue Kindness-Songs.

Aufnahmen in New York

Auf Something Like A War sind die Beats lauter und die Bässe knackiger. Mal grooven die unerschrocken zu tiefen Synthieschleifen, mal untermalen sie schuffelnde Elektroteppiche auf denen sich Robyn zu gesanglichen Höhenflügen aufschwingt. Die Schwedin ist nur eine von einer handvoll Gastsängerinnen, die sich Bainbridge ins Studio geholt hat. Darunter sind der amerikanische R&B-Star Jazmine Sullivan oder die 90s-Hiphop-Legende Bahamadia.

Für die Aufnahmen ist Bainbridge nach New York gegangen. Er hat viel über sich selbst gelernt, neue Freunde gefunden. Mit dem im August verunglückten Philippe Zdar war Bainbridge seit vielen Jahren befreundet und die Trauer über diesen Verlust spiegelt sich auch in den neuen Songs wieder.

Auf Something Like A War gibt es keine Berührungsängste vermeintlich unpassender Kombinationen. Bainbridge verbindet mühelos die unterschiedlichsten Spielarten von Soul mit House, A-capella-Gesang, Jazz-Piano und funky Bläsern. Mit seinen detailreichen, sorgfältig konstruierten Popperlen hält er, was im ersten Song versprochen wurde: geht nicht, gibt’s nicht.

Redaktion