Album der Woche: Laura Veirs – The Lookout

Seid freundlich zueinander!

Seit 1999 veröffentlicht Laura Veirs regelmäßig Songs zwischen Folk und Alt-Country. Im letzten Jahr hat ihr gemeinsames Projekt mit K.D. Lang und Neko Case für einige Aufmerksamkeit gesorgt. Jetzt erscheint ihr zehntes Studioalbum: auf „The Lookout“ geht es darum, mehr aufeinander acht zu geben.

„Benutze eine Gedichtzeile für einen Song“ – das stand auf einer der Aktionskarten, die Laura Veirs für sich geschrieben hatte. Ein Jahr lang hat sie sich fast jeden Tag vier Stunden lang in ihr Arbeitszimmer zurückgezogen und Songs geschrieben. Um sich dabei herauszufordern, hat sie sich selbst Stichwortkarten mit verschiedenen Vorgaben geschrieben. Für den Opener ihres neuen Albums The Lookout hat sie eine Zeile aus dem berühmten T.S. Eliot-Gedicht The Waste Land benutzt: „you who turn the wheel“. Im Song Margarete Sands ist das ein Matrose, der im Ausguck sitzt und aufs Meer schaut.

Colorado und Portland

Wie schon bei den Vorgängern ziehen sich Naturbilder und Metaphern durch das gesamte Album. Kein Wunder, die studierte Geologin hat als Kind viel Zeit mit ihren Eltern auf Campingausflügen verbracht. Sie ist in Colorado Springs aufgewachsen, mit den Rocky Mountains direkt vor der Tür. Heute nimmt sie ihre eigenen Kinder mit in die Wälder und auf die Berge rund um Portland.

Als musikalische Inspiration für The Lookout dienten Kollegen wie Wilco, Laura Marling oder José González. Entsprechend erklingen in den Songs von Veirs gezupfte Akustikgitarre und Klavier, aber auch mal Streicher, Holzbläser, eine Sitar und eine wunderbar sehnsüchtige Pedal-Steel-Gitarre.

Wenn es am dunkelsten ist, sieht man die Sterne

Obwohl Laura Veirs eigentlich kein Konzeptalbum schreiben wollte, stellte sie irgendwann fest, dass sich die Songs lose darum drehen, aufeinander acht zu geben. Das tut zum Beispiel die Vaterfigur in dem Song Everbody Needs You und der Camper in Watch Fire, der das Feuer am Brennen hält. Oder ihr Ehemann Tucker Martine, der das Album auch produziert hat und dem der Titelsong gewidmet ist.

Die Songs auf The Lookout erinnern einmal mehr daran, dass wir alle versuchen sollten, freundlicher zueinander zu sein. Auch wenn das angesichts von vollkommen absurden Twitter-Rants und Facebook-Kommentaren manchmal schwer fällt. Denn auch in Zeiten von scheinbar umfassender Dunkelheit darf man das Schöne nicht aus den Augen verlieren. Oder wie es Laura Veirs selbst singt: „When it grows darkest, the stars come out“.

Redaktion