Album der Woche | Little Simz – Grey Area

Eingängig und kompromisslos

Die britische Rapperin Little Simz macht Musik seit sie 16 ist. Seitdem hat sie diverse EPs, Mixtapes und zwei Alben veröffentlicht. Für Kendrick Lamar ist sie eine der besten MCs und 2017 war sie mit Gorillaz auf Tour. Mit ihrem dritten Album “Grey Area” wird Little Simz den Geheimtipp-Status endgültig ablegen.

Me again… allow me here to pick up where I left off – mit dieser Zeile eröffnet Simbi Ajikawo alias Little Simz ihr drittes Album Grey Area. Eine klare Ansage, keine falsche Schüchternheit, hier wird Aufmerksamkeit gefordert. Und das zu recht, denn die 25-Jährige Londonerin hat einiges zu erzählen. Dazu knarzt der Bass und Querflöten wirbeln durch den Song.

Das Talent in Frage gestellt

Seit der Veröffentlichung ihres letzten Albums Stillness In Wonderland hat sich ihr Leben auf den Kopf gestellt. Ständig war sie unterwegs, hatte kaum noch Zeit für Familie und Freunde. Am Ende ihrer Tour mit Gorillaz war Little Simz fix und fertig und stellte alles in Frage. Ihr Talent und ob dieses Leben wirklich das ist, was sie will. Ihre Gedanken dazu kann man jetzt auf “Grey Area” nachhören.

Simbi Ajikawo kommt aus Nordlondon, ihre Eltern sind Einwanderer aus Nigeria. Als sie sieben Jahre alt ist, hört sie das erste Mal Missy Elliot und ist sofort Feuer und Flamme. Sie will unbedingt in einem ihrer Videos tanzen. Seitdem ist Ajikawo dem Hiphop verfallen. Sie hört Tupac, Lauryn Hill, Nas und beginnt schließlich selbst Musik zu machen. Sie spielt auch in einigen Fernsehserien mit und veröffentlicht 2010 ihr erstes Mixtape. Mit dem Erscheinen von Stillness in Wonderland 2016 explodiert ihre Karriere geradezu, der Stress und das viele Alleinsein in Hotelzimmern und Clubs machen sie depressiv. Zusammen mit dem Hiphop-Produzenten und ihrem Freund aus Kindertagen Inflo geht sie anschließend in ein Studio in Los Angeles und schreibt sich alle Fragen, Ängste und Nöte von der Seele.

Männer lenken nur ab

Messerscharf und energetisch trägt sie ihre Texte über Depression, Rassismus, Sexismus oder den frühen Tod von musikalischen Helden wie Amy Winehouse und Jimi Hendrix vor. In Boss ruft sie durch ein Megaphon und nimmt sich die Männer vor, die sie ablenken wollen. Dazu gibt’s funky Basslines, Gitarren und Streicher und eine Reihe von Gastauftritten unter anderem von der Londoner Sängerin Cleo Sol in Selfish oder den schwedischen Elektropoppern Little Dragon in Pressure.

Die Songs zu schreiben und das Album zu machen hat Little Simz geholfen, ihre Depression zu überwinden. Die Stücke sind eingängig und trotzdem kompromisslos, den Geheimtipp-Status dürfte sie damit endgültig hinter sich lassen.

Redaktion