Album der Woche | Neneh Cherry – Broken Politics

So kann es nicht weitergehen

Mit „Blank Project“ hat Neneh Cherry 2014 ein beeindruckendes Comeback hingelegt. Die aktuellen Entwicklungen in der Welt lassen der Musikerin keine Ruhe. Darum geht es auf „Broken Politics“. Mitten im lärmenden Weltgeschehen setzt Neneh Cherry auf einen ruhigen, meditativen Sound.

Das Album der Woche wird präsentiert von Dockin. Promo-Code: detektor10


„No moneyman can win my love/it’s sweetness that I’m thinking of“ – das hat Neneh Cherry schon 1989 in ihrem Hit Buffalo Stance gesungen. Reiche Typen ohne Style konnten die Musikerin noch nie beeindrucken, was man braucht ist Herz. Das gilt 2018 mehr denn je und selbstverständlich nicht nur für Männer. Heute singt Cherry „Just because I’m down, don’t step all over me“. Und so kann man ihr neues Album Broken Politics als Aufruf zu mehr Empathie und Menschlichkeit verstehen.

Warm und sanft statt spröde

Für Broken Politics hat Neneh Cherry wieder mit Kieran Hebden alias Four Tet zusammengearbeitet. Sie hat ihm Songschnipsel und Demos geschickt und er hat die Arrangements gebastelt. Aufgenommen haben sie die Songs dann in wenigen Tagen im Creative Music Studio in der kleinen Stadt Woodstock, nördlich von New York. Dort hat schon ihr Stiefvater der Trompeter Don Cherry in den 70er Jahren Musik aufgenommen. War der Sound des letzten Albums roh und spröde, klingt Broken Politics ganz anders: warm und sanft.

Auf dem Album erklingen unter anderem Klavier, Harfe, Flöten und Steel Drums – die meisten dieser Instrumente wurden aber nicht live eingespielt, sondern entstammen Hebdens Computer. So ist eine Mischug aus Soul, Jazz, R’n’B und Hiphop entstanden in deren Zentrum Cherrys Gesang bzw. Sprechgesang steht.

Wie soll es weitergehen?

Ein dubbiges Klavier, verschleppte Beats, ein zart klimperndes Vibraphon – so einschmeichelnd die Musik auch sein mag, die Texte haben es in sich. Sie beschäftigen sich mit Abtreibung, Frauenrechten, Fake News und Desinformation, Migrationspolitik und Waffengewalt. All das trägt Neneh Cherry mit ernster aber gelassener Stimme vor. Sie ist nicht laut und wütend, fordert im Gegenteil durch ihre leise aber bestimmte Art unsere Aufmerksamkeit ein.

Wie soll es weitergehen? Wie bleibt man hoffnungsvoll und verfällt nicht dem Zynismus? Diese Fragen stellt sich Neneh Cherry auf Broken Politics. „We clearly let us down“ singt sie an einer Stelle, so kann es nicht weitergehen. Aber trotz der gewichtigen Themen und melancholischen Stimmung des Albums fühlt man sich nicht hilflos und überfordert, im Gegenteil: man möchte es besser machen.

Redaktion