Album der Woche: Roosevelt – Roosevelt

Roosevelt bittet zum Tanz

Roosevelt ist der beste Künstler, der sich je nach einem amerikanischen Präsidenten benannt hat. Das wusste der Guardian schon 2013. Seiner Mischung aus nerdigen Synthie-Sounds und knackigen Basslinien kann keiner widerstehen. Jetzt gibt es das Ganze auch auf Albumlänge.

Er sei kein besonderer Virtuose an irgendeinem Instrument, aber er könne alles so ein bisschen spielen, sagt Marius Lauber alias Roosevelt. Los geht es mit Klavier, da ist er gerade mal sechs Jahre alt. Später kommen E-Gitarre und Schlagzeug dazu. Als Drummer bei der Indierock-Kombo Beat!Beat!Beat! macht er die Region um seine Heimatstadt Viersen unsicher. Aber dem Lockruf der großen Stadt – in diesem Fall Köln – kann Lauber nicht lange widerstehen. Er geht auf Tuchfühlung mit der Clubszene der Stadt, betätigt sich als DJ und startet mit Roosevelt schließlich sein eigenes musikalisches Projekt.

Das Konzept von Roosevelt war immer schon, dass ich einfach selber Songs machen wollte, in denen ich mir selber zeige, wie das wird, wenn ich alles selber mache. Es war am Anfang ein sehr naives Ausprobieren. Es gab nie einen wahnsinnigen Plan dahinter. Es war immer: Ich habe mir einen neuen Rechner gekauft und einen Track gemacht. Es hat einfach Sinn gemacht, diese ganzen Kenntnisse, die ich davor in Bands gesammelt habe, anzuwenden und zu schauen, zu was ich in der Lage bin, wenn ich es einfach mal selber mache.

Kommt Zeit, kommt Debütalbum

Nachdem Roosevelt seinen ersten Song „Sea“ 2012 online stellt, wird Greco Roman auf ihn aufmerksam. Das hippe Londoner Label von Hot Chip-Mitbegründer Joe Goddard nimmt Roosevelt unter seine Fittiche. Dann passiert erstmal eine Zeit lang nichts, aber gut Ding will eben Weile haben. Jetzt löst Roosevelt mit seinem selbstbetitelten Album zum Glück doch noch alle Versprechen ein.

Für sein Album hat Roosevelt die Hitformel Chill-Wave meets Italo-Disco meets Pop noch verfeinert. Er kredenzt euphorische Synthie-Riffs, meterhohe E-Drum-Türme und die schmissigsten Mitsing-Refrains des Jahres. Bei aller Tanzbarkeit schwingt auch immer ein bisschen Melancholie in den Songs mit.

Das hat damit zu tun, dass ich nie großer Fan von Songs war, die zu offensichtlich in eine bestimmte Richtung gehen. Ich will nie einen Track machen, der im Club funktioniert und dann noch happy Lyrics dazu schreiben. Ich war einfach immer Fan davon, wenn die erste Form von einem Track dann wieder gebrochen wird.

„Cheesige Pop-Hooks“

Mit seinen Texten will Roosevelt keine Geschichten erzählen, manchmal sind sie sogar ein bisschen kitschig.

Ich versuche mit den Texten, einfach nur ein weiteres Element zu den Songs hinzuzufügen. Ich will nicht, dass der Text im Weg steht und zu sehr im Vordergrund ist. Wenn ich im Studio einen Text einsinge, ist das der selbe Prozess wie wenn ich an der Gitarre eine Melodie einspiele. Das ist nichts, was die anderen Elemente des Songs überschatten soll. Trotzdem habe ich mich auf dem Album ein bisschen mehr getraut. Ich hatte auch Lust, die eine oder andere cheesige Pop-Hook zu machen.

Stammgast auf Europas angesagten Festivals ist Roosevelt ja schon seit einiger Zeit. Mit seinem Album wird er sich jetzt auch einen festen Platz in jeder hippen Plattensammlung sichern.

Redaktion