Album der Woche: Stars – The Five Ghosts

Die Band Stars aus Kanada ist eine Art Alles-oder-nichts-Band. Entweder man liebt sie abgöttisch oder man langweilt sich zu Tode. Beim neuen Album „The Five Ghosts“ dürften den Gelangweilten allerdings langsam die Argumente ausgehen.

Es war vor circa 6 Jahren, als hierzulande erstmals die Kunde jener kanadischen Band mit dem schlichten und absolut ungooglebaren Namen „Stars“ von Mund zu Mund getragen wurde. Ihr aktuelles Album hieß damals Set Yourself On Fire, jenes Album, das mit den schaurig-schönen Worten Douglas Campbells, dem Großvaters des Stars-Sängers Torquil Campbell eröffnet wird: „When there’s nothing left to burn you have to set yourself on fire.“ Seitdem stehen die Stars in Flammen, sie brennen lichterloh und wollen nicht verglühen.

Gerne erinnerte man sich zurück an die intimen Bettkantengeschichten des Nachfolgealbums (In Our Bedroom After The War), an die Hymne The Night Starts Here und den genialsten Tempowechsel der jüngeren Popgeschichte in Window Bird. Dann kam erst mal lange Zeit nichts und nun, 2010, überrollt uns die geballte Popkompetenz Kanadas mit den neuen Alben von Broken Socal Scene, Arcade Fire (im August) und eben den Stars.


The Five Ghosts setzt den Hang des kanadischen Quintetts zur intensiven Dramatik fort. „Dead Hearts Are Everywhere“ heißt es im Opener, dem Song in dem die Stars gleich ihre Trumpfkarte ausspielen: Der bittersüße Junge-Mädchen-Gesang von Torquil Campbell und Amy Millan. Allerdings singen die Beiden nicht nur einfach so zusammen, vielmehr treten sie in einen direkten Dialog, stellen Fragen und geben Antworten, ergänzen sich und sprechen sich Mut zu.

Eingebettet ist das Ganze in meist üppige Instrumentierungen. Ein bisschen mehr Elektronik hat man aufgefahren. Synthie-Flächen stapeln sich additiv übereinander (He Dreams He’s Awake), schrammen haarscharf an der Reizüberflutung vorbei (We Don’t Want Your Body) und schaffen es irgendwie, sich als watteweiche Popsongs dem Ohr anzuschmiegen (Fixed).

Unter den Popbands sind Stars eine Art Drama-Queen, eine alte Dame, die ihre großen Melodien mit der großen Geste vorträgt, die nach der Zugabe weiße Rosen ins Publikum wirft. Dennoch kriegen die Stars auf The Five Ghosts rechtzeitig die Kurve und kolportieren ganz oft eine „Alles-nicht-so-schlimm-Mentalität“. Beispielhaft dafür: Der Song Wasted Daylight, der von Isolation und Abgrenzung handelt, von Tagen, die man komplett im Bett verbringt. Im Refrain heißt es dann: „I don’t mind, this wasted, shaded daylight“, oder wie es Stars-Sänger Torquil Campbell in einem Interview treffend beschrieb: „Wir sind doch eh alle Geister“. Recht hat er. Solange wir dabei lichterloh brennen und nicht verglühen ist alles gut.

Redaktion