Kitty, Daisy & Lewis im Interview

Pop trotz Gentrifizierung

Für ihr drittes Album haben Kitty, Daisy & Lewis ein altes indisches Restaurant zum Studio umgebaut – ein Stück weit war das auch ein politischer Akt. Wir haben mit ihnen über das Londoner Künstlerleben und ihr Album „The Third“ gesprochen.


detektor.fm sammelt – für eine neue Sendung am Vormittag


Wer in einem Haus voller Instrumente von Musiker-Eltern großgezogen wird, hat vielleicht keine andere Wahl als selbst diesen Weg einzuschlagen. Kitty, Daisy und Lewis Durham singen zusammen, seit sie denken können – und haben dabei zu ihrem ganz eigenen Vintage-Stil gefunden. Die Geschwister aus London mischen 50s Rock’n’Roll, Soul, Rockabilly, Ska und so ziemlich alle anderen traditionellen Stilrichtungen. Dieser Mix klingt retro, aber Kitty, Daisy & Lewis sind kein trockener Nostalgie-Act. Ihre Songs strotzen vor Energie und haben jede Menge Pop-Appeal.

Mit den Eltern auf Tour

Auf der Bühne immer mit dabei sind die Eltern der Durham-Geschwister. Ingrid Weiss und „Daddy Grazz“ unterstützen ihre Kinder an Bass und Rhythmusgitarre. Das bietet einerseits Rückhalt im hektischen Touralltag, andererseits führt es manchmal aber auch zu Reibereien, sagt Daisy Durham:

Man verbringt nicht die ganze Zeit zusammen, sondern macht irgendwo sein eigenes Ding. Aber wir fahren natürlich alle zusammen im Tourbus und manchmal kann das etwas angespannt werden. Aber da muss man durch.

Das eigene Studio in Camden

Die enge Bindung zu ihren Wurzeln hat Kitty, Daisy & Lewis auch dazu getrieben, ihr eigenes Studio im Londoner Stadtteil Camden einzurichten. In Camden sind die drei aufgewachsen – es war also nur logisch, sich dort auch einen kreativen Raum zu schaffen.

Die drei bekamen ein gutes Angebot für ein heruntergekommenes indisches Restaurant. Renovierten es und passten es an die Bedürfnisse eines Tonstudios an. Dass sie die Immobilie überhaupt bekommen haben, bezeichnet Lewis Durham als absoluten Glücksfall. Eigentlich passiert so etwas im gentrifizierten Camden nicht mehr. Künstler finden in London kaum mehr erschwinglichen Raum zum Arbeiten:

Musiker können nicht mehr wirklich in London leben, also logischerweise auch nicht mehr dort arbeiten. Die einzigen Leute, die es sich leisten können, ein Haus zu kaufen oder eine Wohnung zu mieten, sind reich. Die meisten Künstler müssen ausziehen und übrig bleibt im Grunde nur ein Spielplatz für reiche Leute. Und das passiert in allen großen Städten der Welt.

Kitty, Daisy & Lewis touren momentan durch Europa. Vor ihrem Konzert in Leipzig haben wir mit ihnen über die Gentrifizierung Londons, ihr Album „The Third“ und den Touralltag mit den eigenen Eltern gesprochen.


Redaktion: Vincent Raßfeld