Kraftwerk in Berlin: „Das wirkte nur noch gestrig!“

Achttägige Rausschmissparty in der Neuen Nationalgalerie mit Kraftwerk

Kraftwerk spielt acht Shows in der Neuen Nationalgalerie – bevor die für Jahre zur Sanierung dichtgemacht wird. Eine pompöse 3D-Show, Superlative im Vorfeld, Überhöhung – und dann das: Nichts Neues.

Kraftwerk im Museum – Antiquierte Kunst?

Kraftwerk hat zwei Probleme nicht: Geld und Image. Wer die Band für schlichtes Hallo-sagen auf einer VIP-Party oder einen Auftritt in einem Film buchen will, muss via Formular erst einmal bestätigen, dass er 500.000 Dollar hat – mindestens. Und auch der Ruf der Band ist mächtig. Sie gelten als Wegbereiter des Technozeitalters.

Mit 3-D-Installationen und alten Klassikern spielen sie nun eine acht-tägige Konzertreihe in der Neuen Nationalgalerie in Berlin. Die Show „Der Katalog 12345678“ spielten sie bereits vor 2 Jahren im New Yorker „Museum of Modern Arts“ (Moma) und auch anderen Museen der Welt vor ausverkauftem Publikum. Die Frage ist also erlaubt: Was ist neu an dieser Berliner Kraftwerk-Show?

Ein achtmaliges Kopieren der Show von Dienstag soll es nicht geben, denn jeder Abend soll chronologisch einem Album der Band gewidmet sein. Dennoch: ein neues Studioalbum liegt mehr als ein Jahrzehnt zurück. Die Besonderheit ist in diesem Falle also: die Location.

Die Neue Nationalgalerie – Längst überfällige Sanierung

Das Museum aus Glas soll nach der Konzert-Reihe für fünf Jahre zu Renovierungsarbeiten geschlossen werden. Denn eine Vollsanierung ist für das in die Jahre gekommene Gebäude dringend notwendig. Der 1968 eröffnete Bau wird von Star-Architekt David Chipperfield renoviert und soll dabei denkmalgerecht generalüberholt werden.

Wie war’s denn nun? Muss man dort gewesen sein? Große Aura, Musik-Geschichte zum Erleben, eine einmalige Konzert-Location? Naja – sagt Jens Balzer, stellvertretender Ressortleiter des Feuilleton der Berliner Zeitung. Er war dabei, und wir haben mit ihm darüber gesprochen.

„Das wirkte auf sonderbare Weise unehrlich auf mich und auch antiquiert. (…) Es gab nichts Neues zu sehen.“Jens Balzer