Musikvideo der Woche | Moses Sumney – Doomed

Weniger ist mehr

Wir sind ständig beieinander, aber letztlich doch allein. Unser Musikvideo der Woche macht das Gefühl von Einsamkeit zu seinem Hauptmotiv. Nur drei Bildeinstellungen genügen dem Regisseur, um den Zuschauer zu vereinnahmen.

Einer von Vielen

Moses Sumney inszeniert in dem Video eine genauso ergreifende wie abstruse Situation. Das Video beginnt in der Nahaufnahme. Mit starrem Blick schwebt der Künstler in tiefblauem Wasser. Was zunächst grenzenlos wirkt, entpuppt sich aber als mit Wasser gefüllter Zylinder aus Glas, in dem Sumney eingeschlossen ist.

Das passt in die heutige Zeit: Wir kommunizieren so viel und leben doch aneinander vorbei. – Maurice Gajda

Im zweiten Teil werden immer mehr dieser Zylinder mit reglos im Wasser schwebenden Menschen sichtbar. Sie alle sind allein in ihrer eigenen Welt und können nichts daran ändern.

Mut zum Anderssein

I primarily want the audience to feel too afraid to talk while I’m performing. Music is inherently spiritual to me. – Moses Sumney

Diese Ansprüche an seine Musik und sein Publikum erlaubt sich Moses Sumney noch nicht lange. Seine Jugend verbringt er zunächst in den USA, dann in Ghana. Dort entsteht auch seine Leidenschaft zum Songwriting. Er schämt sich aber zunächst für die Texte und versteckt sie sogar in seiner Matratze. Erst mit 20 zieht er nach LA und studiert Kreatives Schreiben an der University of California, Los Angeles. Sein Mut wächst gemeinsam mit der Anerkennung am College.

Das Gitarrespielen bringt er sich in dieser Zeit selbst bei. Seine unverwechselbare Kopfstimme schickt er durch Loop-Maschinen und Effektpedale. Mehr braucht der 27-Jährige dann auch nicht, um berühmt zu werden.

Von Stars gefeiert

Auch Musikgrößen entdecken ihn und wollen mit ihm zusammenarbeiten.  So performte Soul-Sängerin Solange für ihr Album mit ihm.

Immer im Zentrum steht seine Stimme. Friedlich, fragil und unaufdringlich wirken seine Songs. Dadurch liegt der Fokus auf den Details und das erweckt genau die Ehrfurcht vor der Musik, die sich Sumney für seine Kunst wünscht. Denn für ihn ist jede Performance ein Gebet. Er mag es spirituell und ästhetisch. Deswegen singt er auch am liebsten in Kirchen und am liebsten allein.

Was das Musikvideo zu „Doomed“ so besonders macht erklärt Musikvideo-Fan Maurice Gajda im Interview mit detektor.fm-Moderator Kais Harrabi.

Mit ganz ganz wenig richtig viel geschafft! Und das – finde ich – ist ein Musikvideo der Woche.Maurice Gajda 

Redaktion: Dorothea Günther


Musikvideo der Woche | Moses Sumney mit „Doomed“

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